: Kunstmenschen im Hotel
■ Mit Jörg Matthias Rennert ins Plaza und Gisela Fox-Düvell ins Parkhotel: eifriges Personal und langes Sitzen auf ausreichenden Sitzgelegenheiten hilft einem da auch nicht weiter
Der Vorteil des Parkhotels ist: Das Publikum hat ausreichend Sitzgelegenheiten mit obendrein guter Sicht auf die ausgestellten Bildwerke. Hotels als Herbergen von Kunstausstellungen sind bereits keine Seltenheit mehr, und wäre es nicht schon längst so, spätestens der „Kunstfrühling“ hätte Kunst in den Foyers sprießen lassen.
In diesem Rahmen präsentieren nun das Bremen Plaza Hotel „Raumbilder“ von Jörg Mathias Rennert und das Parkhotel Bilder und Zeichnungen von Gisela Fox-Düvell. Wie gesagt, zur Betrachtung der Werke Frau Fox-Düvells kann man es sich bequem machen: Im großen Kuppelsaal beispielsweise, im Foyer oder im Gang zum Cafe - Stühle, Sofas, ganze Sitzgruppen bieten sich an, um vor den Bildern Platz zu nehmen.
Der Umstand allerdings, daß neben den Ausstellungsbildern noch hoteleigene Bilder, Glasvitrinen, Tischchen, Lampen, antike Möbel und - „Guten Tag“ - eifrig grüßendes Personal die Räume bevölkern, kann aus einem willigen Ausstellungs -Besucher schon mal einen genervten Ausstellungs-Sucher machen.
Also, Problem Nr.1 einer Ausstellung im Hotel: Man muß sie ersteinmal finden. Das Bestreben eines Hotels ist es, zumal wenn es sich als Luxushotel versteht, seinen Gästen eine angenehme Atmosphäre, sprich Umgebung zu bieten. Zum Schicksal einer Kunstschau in einem solchen Hause gehört, daß sie zwangsläufig zur Umgebung der Gäste zählt, und darin begründet sich Problem Nr. 2: Die Kunstwerke müssen einigermaßen nett anzusehen sein bzw. dürfen nicht all
zusehr den innenarchitektoni schen Gesamteindruck stören (Man sieht: die Probleme Nr. 1 und Nr.2 stehen in direktem Zusammenhang).
Im Hinblick auf größtmögliche Unauffälligkeit stehen sich beide Hotelausstellungen in nichts nach. Gisela Fox-Düvells pseudo-impressionistisch anmutende Bilder fügen sich ebenso gut in das enge, gemütlich-zopfige Ambiente des Parkhotels ein, wie J.M. Rennerts große, zeichenhafte Objekte in die nüchtern-moderne Ausstattung des Plaza am Hillmannplatz. Auch wenn seine künstlerischen Absichten anhand seiner Arbeiten nicht gerade deutlich werden, die Art, wie er seine Materialien (vornehmlich Holz, Kupfer, Eisen) behandelt und miteinander kombiniert, ist bei aller formalen Beliebigkeit ausgesprochen dekorativ. Gisela Fox-Düvell zeigt gesichtslose Ballettänzerinnen (vernebelt von feuerwerkartigen Schraffuren, die sie wie Blitze umzucken), Starporträts (merkwürdig verschwommen, als lägen die Porträtierten unter Wasser) und großformatige Bilder mit diversen Damen, alle gleichermaßen nebulös hinter einem Farbschlieren-Schleier verborgen. Vor diesen Arbeiten kann man lange bequem sitzen, sie lassen dennoch zu wünschen übrig.
S.H.
Plaza 16.9.-6.10, durchgehend geöffnet/Parkhotel 17.9. -7.10
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