: Bonn: Noch kein Geld an Afghanistan
UNO wartet auf finanzielle Hilfe für den Wiederaufbau Afghanistans ■ Aus Genf Andreas Zumach
„Die Bundesrepublik Deutschland hat bis jetzt nicht auf den Hilfsappell der UNO für Afghanistan vom 10.Juni 1988 geantwortet“. Dies erklärte der im Mai ernannte „UNO -Koordinator für die humanitären und wirtschaftlichen Hilfsprogramme für Afghanistan“ Sadruddin Aga Khan gestern in Genf anläßlich der Vorlage seines ersten umfassenden Berichtes.
Am 10.Juni hatte UNO-Generalsekretär Perez de Cuellar die internationale Staatengemeinschaft zur Bereitstellung von 1,19 Milliarden US-Dollar für den Wiederaufbau des nach neunjährigem Krieg weitgehend zerstörten Afghanistan sowie die Rückführung und Neuansiedlung der über 5 Millionen afghanischen Flüchtlinge in Pakistan und Iran aufgefordert.
Bis zum 31.August kamen ganze 97 Millionen, weniger als zehn Prozent der benötigten Summe zusammen. Daß die reiche Bundesrepublik - wie auch Japan und die Sowjetunion - bisher nicht zu den Geberländern gehört, ist um so auffälliger, als Bundesaußenminister Genscher sich noch vor Unterzeichnung des Genfer Afghanistan-Vertrages am 14.April mit UNO -Unterhändler Diego Cordovez in Bonn zu einem Gespräch getroffen und sofortige und großzügige Hilfe zugesagt hatte. Ein Sprecher der bundesdeutschen Botschaft kündigte gegenüber der taz an, daß die Bundesregierung wahrscheinlich auf einer für den 12.Oktober in New York geplanten Konferenz von Geberländern eine Hilfszusage in noch unbekannter Höhe machen werde.
Die Gelder werden am dringendsten benötigt für den Wiederaufbau der Landwirtschaft und die Wiederaufforstung von Wäldern, um die Erosion landwirtschaftlicher Nutzflächen zu verhindern. Afghanistan dürfe nicht auf Dauer von ausländischen Nahrungsmittellieferungen abhängig bleiben, erklärte Aga Khan. 3.000 bis 4.000 zerstörte Schulen müssen wiederaufgebaut werden, 30.000 bis 40.000 LehrerInnen werden dringend benötigt. Außerdem ist ein Rehabilitationsprogramm für die rund 30.000 Afghanen geplant, die bislang durch Explosionen von Minen verstümmelt wurden.
Die Zahl der Minen liegt laut Aga Khan „zwischen 200.000 und zehn Millionen“, gelegt „von allen am Krieg beteiligten Parteien“. Er verhandele mit dem Außenministerium der UdSSR über sowjetische Hilfe bei der Minenräumung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen