Vom Zufall erleuchtet

■ „Kunstfrühling“ im „Eintagsforum“: Herve Maillets „Hombrographie“: Als Inszenierung witzig, im Ergebnis mau

Es gibt ein journalistisches Prinzip, dem man möglichst nicht untreu werden sollte: über das öffentliche Auftreten von Leuten zu schreiben, die man persönlich kennt und mag. Das macht den Blick befangen, reißt einen hin und her zwischen notwendiger Distanz und dem ja doch vorhandenen Wunsch, aus reiner Freundschaft mehr Milde walten zu lassen als bei Fremden.

Herve Maillets „Hombrographie“ im Fotoforum Fedelhören am Donnerstag ist so ein Fall: Maillet, der taz-Fotograf, der, wenn er Lust hat, bemerkenswerte Fotos macht, dessen Stärke in inszenierter Fotografie liegt - und Maillet, der Kollege mit Sinn für Blödelei und Albernheiten, mit dem sich schön doof herumspintisieren läßt. Also: So abgepolstert ein neuer Anlauf: Dieser mir lieb und werte Herve Maillet hat im Rahmen des Kunstfrühlings-„Eintagsforums“ seine „Hombrographie“ zelebriert, inszeniert und ausgestellt.

Der Eingang des Fotoforums mit schwarzen Plastikplanen zugeklebt, das Forum selbst: eine Dunkelkammer, in der sich die Besucher drängen. Wunderschön sphärische Stimm-Klänge aus ferner Dunkelheit: Uta von Kameke, die völlig unverdienter- maßen auf der Einladungskarte nicht mitgenannt ist. Und dann Maillet vor weißen Wänden, an denen bahnenweise Fotopapier hängt, auf dem er in langdauernder Mühsal aus Plastikflaschen spritzend, reibend, wischend mit Entwickler, Fixierer und Wasser die „Hombrographien“ entstehen läßt. Eine Ausstellung, die erst im Verlauf der Eröffnung selbst zur Ausstellung wird.

Und diese Inszenierung, diese Umkehrung der gewohnten Erwartung, fertige Bilder an der Wand zu sehen, war das Reizvollste an diesem Abend, das Entstehen der „Hombrographien“ durch Licht, Schatten, chemische Mittel und wischend-verwischende Menschenhand. Das Ergebnis hingegen war ziemlich mau, wirkte beliebig, schien etwas wurschtig dem Zufa(R)(R)lassen.

Als das Licht anging, sah man es deutlicher: Die weißgebliebene Abbildung der Sängerin, der weißgebliebene Tisch mit Blumen und Weinflaschen, dazwischen und darüber schwarz-graue Schlieren aus Wischbewegungen und Tropfenbahnen. Ein nettes Foto-Erstsemester-Spielchen, bestimmt sehr kostspielig im Material, aber zu wohlfeil im Effekt.

Sybille Simon-Zülch