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Dialog im Mittelmaß

■ Berlin: Ungestört redeten IWF-Vertreter mit ihren Kritikern

Was noch vor einem Vierteljahr die Anti-IWF-Kampagne in Grabenkriege stürzte, fand, von ihr gänzlich unbeachtet, am Mittwoch in der Berliner „Urania“ statt: ein großer Dialog zwischen IWF-Kritikern mit Spitzenvertretern von IWF und Weltbank. Die SPD-nahe „Stiftung Entwicklung und Frieden“ präsentierte große Namen: den IWF-Chef Camdessus und den Weltbank-Vize Qureshi, Entwicklungshilfe-Minister Klein und SPD-Counterpart Hauchler; aus Mexiko kam der Ex -Finanzminister Herzog und aus Costa Rica der linke Ökonom Hinkelammert. Der Saal der Urania“ blieb dennoch nur zur Hälfte gefüllt - der Preis für Hochsicherheits-Bedürfnis und den exklusiven Versand durchnummerierter Eintrittskarten.

Der Direktor des IWF zeigte sich technokratisch-stur: „Wenn unsere Programme angewendet werden, wird sich das Wachstum der Länder zum Positiven wenden.“ Statt der sechzigprozentigen Mehrheit der Industrieländer das Prinzip „Ein Land - eine Stimme“? „Natürlich“, so Camdessus, „in einer idealen Welt wäre das eine ideale Lösung.“ Doch der IWF sei eine Organisation, die im Interesse aller Länder gleichermaßen arbeite.

Ein echtes Streitgespräch kam darob nicht auf; nebeneinander vertrat jeder die von ihm erwartete Position. Frank Hinkelammert betonte die Unbezahlbarkeit der Schulden und wies auf die Explosivität der Situation hin. Als bestes Mittel dagegen plädierte Hans Klein für mehr Wachstum in den Industrieländern. Der CDU-Professor Kurt Biedenkopf meldete da Zweifel an: Schließlich mache das Wachstum im Norden die Industrieländer eher von Arbeit und Rohstoffen aus der Dritten Welt unabhängig. Streit gab's auch da nicht: Biedenkopfs Beitrag war zugleich das Schlußwort.

Bert Hoffmann

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