: Fregatte soll nicht „Frieden“ heißen
■ Engagierter Grüner wollte Kriegsschiff mit roter Farbe vor Mißverständnissen schützen / DFU: „Zurschaustellen von Kriegsschiffen widerspricht dem Zeitgeist“
Könnte es zu Mißverständnissen kommen, wenn ein bundesdeutsches Kriegsschiff schwer bewaffnet in einem fremden Hafen zu einem Freundschafts- und Friedensbesuch anlegt? Dies zumindest befürchtete ein Bremer Grüner, besorgte sich eine Sprühdose mit umwelt-unfreundlicher roter Farbe und mischte sich unter die Schaulustigen - gab es doch bei dem fröhlichen maritimen Stelldichein am Lankenauer Höft
am Wochenende nicht nur die „100 Jahre Bremer Freihafen und Weserkorrektion“, sondern auch die Fregatte zu bewundern, die zu Ehren der Freien Hansestadt von unserem Bürgermeister auf „Bremen“ getauft worden ist.
Mit dabei war auch die „Deutsche Friedensunion“ (DFU), zeigte ihre Transparente und verteilte an die von den Schaulustigen zur Kriegsattraktion mitgeschleppten Kinder blaue Luftballons mit den picasso'schen Tauben.
Die Besatzung der bewaffneten Friedens hatte die in vergangenen Jahren gar nicht gerne gesehen und den Kindern unter großen Sympathie-Verlusten abgenommen, diesmal ließ sie sie gewähren.
Während die Friedens-Ballone dem grauen Schiff so einen ganz ungewöhnlichen Touch gaben, machte sich unser Grüner an der Backbord-Seite zu schaffen. Die Besatzung muß sein Anliegen mißverstanden haben, sie sah nur „FRIED“ und sah rot: zwei beherzte Männer griffen zu. Und
obwohl der arme Mann den guten Sinn seiner roten Tat mit ausschweifenden Reden erläuterte, daß nämlich „FRIEDEN“ ganz groß die Fregatte vor Mißverständnissen schützen sollte, schickten ihn Feldjäger schließlich von Bord und ließen Matrosen als Putzkolonne zum Lappen
greifen.
Wie sie sich vor Mißverständnissen schützen wollen, das verrieten sie nicht. Zumal, wie die DFU auf Flugblättern „An die Besucher der Fregatte“ erklärte, das „Zurschaustellen von Kriegsschiffen dem 'Zeitgeist‘ widerspricht“.
K.W.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen