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Südafrikas Großkapital strebt nach Europa

Südafrikanisches Konglomerat will britisches Unternehmen kaufen  ■  Aus London Rolf Paasch

„Wenn dieser Übernahmeversuch gelingt, dann reichen die Tentakel der Apartheid-Ökonomie noch weiter nach Großbritannien und in die EG hinein“, so beschrieb ein Sprecher der britischen Anti-Apartheid-Bewegung (AAM) am Freitag die Folgen einer Übernahme des britischen Goldunternehmens „Consolidated Gold Fields“ durch eine von der Oppenheimer-Familie kontrollierte südafrikanische Firmengruppe. „Minorco“, die in Luxemburg ansässige und für die südafrikanische „Anglo-American“ sowie das Diamantenunternehmen De Beers operierende Holding, hat bereits am vergangenen Mittwoch 2,9 Mrd. Pfund (rund 6 Mrd. DM) für die britische „ConsGold“ geboten. Mit diesem bisher größten Übernahmegebot in der britischen Geschichte möchte der Oppenheimer-Clan, der bereits das südafrikanische Goldgeschäft beherrscht, seinen Bereich um bedeutende Gold-, Bergwerks-, und Bauinteressen außerhalb der krisengeschüttelten Apartheid-Ökonomie erweitern.

Sollte die Aktionäre von „ConsGold“ sowie die britische Regierung dem Übernahmeangebot zustimmen, dann hätten sich die Auslandsinvestitionen des Rassistenstaates in der EG mit einem Schlag verdoppelt. Außerdem wäre damit ein Präzedenzfall geschaffen, wie südafrikanisches Kapital auch in Zukunft über die EG in Großbritannien einziehen könnte. Die gegenwärtige Praxis britischer Lokalbehörden, keine Aufträge an Firmen mit südafrikanischen Verbindungen zu vergeben, wäre damit unterhöhlt. Labour Party und AAM haben deswegen die Regierung Thatcher aufgefordert, die Übernahme „im nationalen Interesse Großbritanniens“ zu verhindern.

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