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Die Aktionswoche hat begonnen

■ Nur wenige IWF-GegnerInnen in der City, dafür aber 150 Frauen in aller Frühe am Knast / 800 Anti-AKW-Bewegte demonstrierten bei Siemens, 200 vor Kaufhäusern in Neukölln

Berlin (taz) - Die Aktionswoche gegen die IWF/Weltbank -Tagung hat am Montag morgen mit einem mageren Auftakt begonnen. Nur rund 50 DemonstrantInnen versammelten sich am Vormittag an der Verkaufszentrale des Textilkonzerns Adler am Ku'damm und vor dem Büro der Zeitarbeitsvermittlung „Adia“. Am Montag sollte gegen die Ausbeutung von Frauen durch ungeschützte Beschäftigungsverhältnisse demonstriert werden. Für den späten Nachmittag waren eine Reihe weiterer Veranstaltungen geplant. Die ursprünglich verbotenen Aktionen waren kurzfristig doch genehmigt worden. Am Nachmittag demonstrierten rund 200 IWF-GegnerInnen vor Kaufhäusern und Banken in den Haupteinkaufsstraßen im Stadtbezirk Neukölln gegen Konsumterror und die Ausplünderung der Dritten Welt. Beamte aus etwa 20 Wannen beobachteten die Zwischenkundgebungen und den Marsch. Wesentlich besser war die Beteiligung an den zentralen Aktionen der Anti-AKW-Bewegung in Berlin-Siemensstadt. Unter dem Motto „Kein Strom für den Kongreß“ versammelten sich dort rund 800 TeilnehmerInnen und demonstrierten zu einem der verschlossenen Haupttore. Diejenigen, die mit der U-Bahn zum Geschehen gelangen wollten, mußten ihre Personalien beim Verlassen des U-Bahnhofs Siemensdamm abgeben. Starke Polizeikräfte hielten sich bis zum Redaktionsschluß im Hintergrund. Auf einer Zwischenkundgebung wurde an die Geschichte des Elektro-Multis und seine Verstrickung in „Entwicklungs„-Projekte in der Dritten Welt erinnert. Die am Rand versammelten SiemensstädterInnen beobachteten das Geschehen mit überraschendem Wohlwollen - ihre einzige Sorge war, daß ihre Autos beschädigt werden könnten. Die Firmenleitung hatte den Schichtwechsel verlegt, damit die Beschäftigten nicht auf die DemonstrantInnen stoßen konnten.

Demo vor Frauenknast

Vor der Berliner Frauenhaftanstalt Plötzensee gab es am frühen Morgen eine von autonomen und antiimperialistischen Gruppen organisierte Kundgebung von und für Frauen und Lesben. Auf der einstündigen Veranstaltung wurden unter der Parole „gegen Männerherrschaft, Staat und Kapital“ aus einem mit Transparenten zugehängten Lautsprecherwagen mehrere Redebeiträge verlesen - unter anderem zu Zwangsarbeit im Knast, Sextourismus, Frauenhandel und imperialistischer Flüchtlingspolitik. Viele der rund 150 Frauen waren in schwarzer Kluft erschienen und verbargen ihren Kopf und Teile des Gesichts hinter einem Palästinensertuch. Ob die 130 Insassinnen des Knasts - elf davon in Abschiebehaft von den Statements („Wir sind die Kraft, die von unten nach oben drängt, von Rückschlägen und Zweifeln gezeichnet, aber unaufhaltsam“) oder den Grüßen, der Musik und den Feuerwerkskörpern etwas mitbekamen, war von außen nicht auszumachen. Die einzige Antwort blieb das hohle Echo der Knastmauern.

diba/plu

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