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„Wir wollen endlich Taten sehen“

■ Pflegenotstand in den Krankenhäusern: Personal fordert 300 Mark außertarifliche Gehaltszulage vom Innensenat / Mahnwache der KrankenpflegerInnen auf dem Kudamm

„Ich bin hier, um zu sagen, daß es mir langt, mir stinkt's!“ Mit einer siebentägigen Mahnwache rund um die Uhr an der Joachimsthalerstraße/Ecke Ku'damm wollen Krankenpflegekräfte in Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft ÖTV die Bevölkerung auf die desolate Pflegesituation in den Berliner Krankenhäusern aufmerksam machen.

„Wir fordern eine Zulage von 300 Mark pro Krankenpflegekraft“, erklärte Olga Leisinger, stellvertretende Vorsitzende der ÖTV, auf der gestrigen Pressekonferenz. Bundesweite Tarifverhandlungen der ÖTV wurden am 20.September auf einer Sitzung der öffentlichen Arbeitgeber jedoch verweigert. Gesundheitssenator Fink hatte sich für Tarifverhandlungen eingesetzt, obwohl er einen Pflegenotstand in Berlin wiederholt bestritten hatte. Deshalb fordert die ÖTV den Gesundheitssenat jetzt auf, den Pflegekräften in Berlin „kurzfristig und umgehend“ eine außertarifliche Zulage zu gewähren. Verhandlungspartner dafür ist jedoch der Innensenat, der eine Stellungnahme dazu verweigert.

Zum Abbau der monatlich über 10.000 Überstunden allein in den städtischen Krankenhäusern müssen laut ÖTV mindestens 300 zusätzliche Stellen für examiniertes Krankenpflegepersonal eingerichtet werden. Solange nachts eine Schwester allein für 36 Patienten zuständig ist, wie beispielsweise im Urban-Krankenhaus, sei eine angemessene, geschweige denn optimale Versorgung der Patienten nicht gewährleistet.

Am 18.Oktober wird die ÖTV mit dem Gesundheitssenat über die Personalsituation in den Krankenhäusern verhandeln. Dabei geht es vor allem um KrankenpflegeschülerInnen, die in der Praxis als „ganz normale Arbeitskraft“ eingesetzt werden.

Olga Leisinger: „Der Gesundheitssenat kann nicht mehr alles auf andere abschieben. Wir wollen endlich Taten sehen!“

Martina Habersetzer

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