piwik no script img

Grüne Invasion im SFB

■ Ob zum „Schutz der Sicherheit“ oder zur Kontrolle: Im Sendehaus, so der Flur-Funk, ist die Polizei wg. IWF massiv präsent

„Wir sind hier nicht in Haiti, wo man die Übernahme des Senders von Rebellen befürchten müßte.“ Diesen Satz und viele andere mißmutige Stimmungsäußerungen sind beim sogenannten „Flur-Funk“ des SFB zu hören. In der brodelnden Gerüchteküche auf den langen Gängen des öffentlich -rechtlichen Rundfunkhauses an der Masurenallee wird vorsichtig auf unterschiedlichen Frequenzen gesendet. Denn in der Radio- und Fernsehanstalt spiegeln sich derzeit die Zustände dieser Stadt wider: überall Polizisten. Ob in Uniform, mit grünem Rollkragenpullover oder ganz in Zivil. Ob zum Schutz der Sicherheit, zur Kontrolle von Personen und von Redaktionen, - die Staatssicherheit ist im Vorfeld und während der IWF-Tagung präsent, wird durch die Flure gefunkt.

SFB-Techniker, die aus Kreuzberg kommen, sollen nicht auf den Dienstplänen für Weltbank-Berichte stehen, Beiträge von Journalisten landen zunächst auf den Schreibtischen der „stromlinienförmigen“ Abteilungsleiter, bevor sie durch den Äther geschickt werden, heißt es.

Zur Überwachung des nahegelegenen ICC sollen die Sicherheitsbeamten eine Kamera auf dem SFB-Dach installiert haben, drei bis vier vollbesetzte Mannschaftswagen stünden irgendwo auf dem Hof, und für das leibliche Wohl der vielen grünen Männer sorgt nicht nur die hauseigene Kantine, es soll auch irgendwo eine Gulaschkanone geben, wird gemunkelt.

Sogar eine Einsatzzentrale habe die Polizei auf dem Gelände der öffentlich-rechtlichen Anstalt eingerichtet, lautet das derzeit heißeste Gerücht, das sich durch die dicke Luft der Gänge zieht. SFB-Pressesprecher Kräger dementierte diese Behauptung gestern nicht, gab aber auch keine weitere Auskunft. Da der SFB im „sicherheitsempfindlichen Bereich“ liege, gebe nur die Polizei selbst Informationen über ihre Arbeit, sagte Kröger. Deren Pressesprecher Müller erklärte gestern lediglich, daß sich eine Einsatzzentrale seiner Kollegen nicht auf SFB-Gelände, sondern auf AMK-Gelände befände.

taz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen