Lobet den Herrn

■ Am Dienstag Abend preisten Albertina Walker und die „Meta Four“ zum Abschluß des „Women-in-(E)motion„-Fests den Herrn in der UnserLiebenFrauen Kirche

Gerammelt voll war er, der ehrwürdig-geheiligte Ort, und noch immer stand eine lange Schlange Einlaßbegehrender draußen vor den Pforten. Und noch als „Meta Four“ ihre ersten Lobpreisungen ins Kirchengewölbe sandten, strömten die Leute in den Pausen zwischen den Stücken herein. Und alle, alle waren gekommen. Alle, die einfach gesehen werden müssen bei den angesagten musikalischen Ereignissen. Also alle, die im Streben nach trendsettendem Kultur-Konsum nichts auslassen können, was sich hinterher schlau zerreden läßt. Und alle, die finden, daß „Schwarz“ gerade ober-hip ist.

Dann gab es noch die, die aus unterschiedlichen Motiven einfach Interesse an Musik hatten, für die Albertina Walker und die „Meta Four“ stehen: Gospel und Spirituals. Einige der letzteren konnten sogar ganz offensichtlich etwas mit der Botschaft dieser Musik anfangen, waren bewegt oder ließen sich bewegen. Einige der ersteren fanden es offenbar richtig schick, auch so zu tun.

Warum schon wieder diese Seitenhiebe ins Auditorium, wo doch mein Freund Peter immer sagt, eine Konzertbesprechung solle sich auf die Musik konzentrieren, weil es arrogant wäre, übers Publikum herzuziehen. Und wer will schon arrogant sein. Aber es treibt einen schlichtweg zur Verzweiflung, wenn die eigenen Empfindungen und Gefühle in so offensichtlichem Widerspruch stehen zu dem, was um einen herum so passiert. Da, wo ich saß, war die Akustik ausgesprochen mies. Während des gesamten Konzerts gerieten so vor allem die hohen und leisen Töne dünn und verschwommen, wurden zum Teil ganz verschluckt. Aus welchen Gründen also emphatisch applaudieren? Die musikalische Leistung der Sängerinnen war meist nur zu erahnen, die Texte ihrer nicht immer frohen Botschaft waren nur bruchstückhaft zu verstehen.

Mir schien, als wäre das Geschehen vorne einfach austauschbar. Man wollte sich amüsieren, ent

schlossen gut drauf sein, und jede sich bietende Gelegenheit wurde verzweifelt genutzt - wofür auch der Umstand spricht, daß ein Großteil des Auditoriums die Ausgänge regelrecht stürmte, während die Sängerinnen noch ihre letzte Zugabe boten.

Nun ja. Trotz der miesen Akustik für wohl die meisten BesucherInnen kamen Inbrunst und Emotionalität des schwarzen religiösen Gesangs deutlich zum Tragen. Im ersten Set, den das Vokalquartett „Meta Four“ bestritt, wurde eine Mischung aus traditionellen Spirituals und älteren und neueren Gospels dargeboten. Meist im Quartett, mit Piano-Begleitung durch Robert Mayes, dem musikalischen Leiter des Christ Universal Temple Ensembles, aus dem auch die „Meta Four“ kommen, manchmal durch Solo-Einlagen. Im Anbetracht der Akustik konnte vor allem Shirley Wahls mächtige Altstimme überzeugen, aber auch Connie Kinnison (Sopran) und Sarah Harper (Mezzosopran) hatten ihre Momente. Beim Publikum kamen die Traditionals durchweg besser an. Die waren meist einfach arrangiert, zum Teil mit call-and-response -Einlagen und „rollenden“ Rhythmen. Den Schluß bildete „I Love The Lord“, das worksong-ähn

lich aufgebaut so klang wie die klagenden Weisen der Sklaven in älteren US-Filmen.

Albertina Walker kam im zweiten Set etwas besser klar mit der Akustik. Ihre Stimme hat Volumen, und sie bevorzugt tiefere Tonlagen. Ihr Programm war ähnlich zusammengestellt wie das der „Meta Four“ (die bildeten ab und an den Background-Chor). Alles endete nach gut zwei Stunden mit „When The Saints Go Marching In“, da marschierten die unseligen Hip-Kultur-Konsumenten aber schon zu den Ausgängen hinaus.

Arnaud