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■ I W F - B L U E S
Heute letztmalig Notizen aus dem Randgeschehen der IWF -Tagung:
Donnerstag gegen 20 Uhr Nollendorfplatz. Leute werden von prügelnden Polizisten auseindergetrieben. Der Wirt der Kneipe „Swing“ sieht die Beamten auf das Lokal zustürmen und will schnell die Tür zumachen. Dies gelingt ihm zwar, aber einer der Beamten holt mit seinem Schlagstock aus und zertrümmert die 9mm dicke Glascheibe der Tür. Die Beamten wenden sich ab, ohne das Lokal zu betreten.
20.30 Kudamm Ecke Joachimsthaler Straße. Vier Passanten werden von mehreren Polizisten angehalten und abtastet. Beim Weitergehen sagt einer in Richtung der Beamten: „Bis später“. Sofort springen zwei Beamten auf ihn zu, nehmen ihn fest. Die drei anderen erfahren erst nach beharrlicher Nachfrage, daß es sich um eine Festnahme nach §18 ASOG handelt. Begründet wird sie damit, daß der Mann „bis später“ gesagt habe. Dies, so einer der Polizisten, sei so zu verstehen, daß der Mann wohl an gewalttätigen Ausschreitungen teilnehmen wolle.
Zwischen 20.30 Uhr beobachten Passanten auf dem Winterfeldtplatz, wie mehrere Männer, vermutlich Beamte in Zivil, unter einem zuvor aufgestellten Sofa Holzwolle anzünden. Andere befördern noch schnell ein paar Steine auf die Straße. Anschließend verteilen sie sich. Einige begeben sich zu am Rande postierten Beamten in Uniform und unterhalten sich mit diesen.
Gegen 21 Uhr U-Bahn Nollendorfplatz. Alle Fahrgäste die mit dem Zug in Richtung City fahren wollen, müssen ihren Ausweis vorzeigen. Wer keine Wohnanschrift in der City vorweisen kann, wird nicht zum Bahnsteig Richtung Ruhleben gelassen. Sie sollen den Zug nach Kreuzberg nehmen, begründet wird dies mit „allgemeiner Gefahrenabwehr“.
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