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Diktator Mobutu trifft Rassistenchef Botha

Gespräche zwischen dem südafrikanischen Staatspräsidenten und dem Staatschef von Zaire über Namibia-Verhandlungen / Mobutu: Botha sichert bedingungslose Freilassung Mandelas zu / Südafrika dementiert / Apartheid-Staat will Isolation in Afrika durchbrechen  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Die Verhandlungen über die Unabhängigkeit Namibias und den Rückzug von etwa 50.000 kubanischen Truppen aus Angola waren wichtigster Gesprächspunkt bei einem Treffen am Samstag zwischen dem südafrikanischen Staatspräsidenten Botha und seinem Amtskollegen aus Zaire, Mobutu, im Palast Mobutus im Norden Zaires. Gleichzeitig trafen sich zu Beratungen die Staatschefs von Gabun, Angola und Kongo in Gabun. Am kommenden Donnerstag und Freitag werden Angola, Kongo, Sambia und Zaire in Sambia bei einem Gipfeltreffen ebenfalls die Situation in Angola besprechen. Gegenüber der französischen Nachrichtenagentur 'afp‘ sagte Mobutu, er habe von Botha die Zusicherung bekommen, daß der seit 26 Jahren in Südafrika inhaftierte ANC-Führer Nelson Mandela in Kürze bedingungslos freigelassen werden würde. Ein Sprecher des südafrikanischen Außenministeriums dementierte diese Aussage. An den Bedingungen für die Freilassung Mandelas, der sich zur Zeit zu Behandlung einer Tuberkulose-Erkrankung in einer Privatklinik in Kapstadt befindet, habe sich nichts geändert. Dennoch wurde Mandela namentlich in einem Kommunique erwähnt, das Botha und Mobutu zum Abschluß ihrer Gespräche veröffentlichten. Darin heißt es, daß Bothas „flexible Antwort“ auf Mobutus Forderung zur Freilassung Mandelas „ermutigend“ sei.

Botha hofft indessen, daß sein Treffen Südafrikas Isolation auf dem Kontinent aufbrechen und zu einem Gipfeltreffen mit anderen schwarzafrikanischen Staaten führen wird. „Südafrika hat Afrika und dem südlichen Afrika viel zu bieten“, sagte Botha dem südafrikanischen Rundfunk. Außerdem hoffe er, daß Südafrikas derzeitige diplomatische Offensive „die Sanktionskampagne neutralisieren“ werde.

Zaire und Südafrika unterhalten schon seit einigen Jahren wirtschaftliche Verbindungen. Die Kupfer- und Kobaltexporte des zentralafrikanischen Staates werden über südafrikanische Häfen verschifft. Auch militärisch haben die beiden Länder zusammengearbeitet. Sowohl Südafrika als auch Zaire unterstützen die UNITA-Rebellen von Jonas Savimbi, die gegen die linke Regierung in Angola kämpfen.

Mobutu, der sich 1965 in Zaire an die Macht putschte, ist einer der berüchtigsten Diktatoren Afrikas; Menschenrechtsverletzungen sind in Zaire an der Tagesordnung. Am Samstag wurden zwei Studenten verletzt, als die Polizei in der Hauptstadt von Zaire, Kinshasa, das Feuer auf 200 Demonstranten eröffnete, die gegen den Botha-Besuch protestierten. Doch Mobutu gilt als zuverlässiger Verbündeter des Westens. Die USA haben Zaire erhebliche Hilfe gewährt, so daß die CIA die UNITA über den Militärstützpunkt Kamina im Süden des Landes beliefern kann. Die von den USA vermittelten Verhandlungen zwischen Südafrika, Angola und Kuba sind auch nach der siebten Runde letzte Woche in Brazzaville (Kongo) festgefahren. Es fehlt eine Einigung über einen Zeitplan für den Rückzug der Kubaner aus Angola. Südafrika hat angeboten, am 1. November mit den Vorbereitungen für die Unabhängigkeit Namibias zu beginnen.

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