piwik no script img

Die Randlage könnt‘ es bringen

■ Senat beschloß Bericht zur Lage der Berliner Wirtschaft / SPD und AL kritisierten Pieroth-Interpretation der Arbeitslosenzahlen als „Schönfärberei“

Mit Blick auf „Europa 1992“ stellte Wirtschaftssenator Pieroth gestern den vom Senat beschlossenen Wirtschaftsbericht vor. Die Aufwärtsentwicklung in Berlin erleichtere die Vorbereitung auf den europäischen Binnenmarkt im Jahre 1992. Die „Randlage“ Berlins könne dabei für die Stadt durchaus von Vorteil sein, orakelte der Senator und schwärmte von einer „Brückenfunktion zum Comecon“. Allerdings müßten dazu die Unternehmer innovativer und die Arbeitnehmer mobiler werden.

Das Wirtschaftswachstum werde in diesem Jahr wesentlich höher ausfallen als 1987 und mit einer Wachstumsrate von etwa 3 Prozent in ähnlichem Tempo wachsen wie im Bundesgebiet insgesamt. Die Zahl der Arbeitsplätze habe seit 1983 um 44.000 zugenommen, teilte Pieroth mit. 7.000 Arbeitsplätze seien in der Berliner Industrie und etwa 37.000 in den Dienstleistungsbetrieben entstanden.

Damit sei Berlin die „Großstadt nördlich von Frankfurt“ mit der geringsten Arbeitslosenzahl. Die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen habe sich halbiert, die Zahl der offenen Stellen seit 1983 verdreifacht. Der Senat setze vor allen Dingen auf mehr Eigeninitiative, „mehr persönlichen Einsatz, die Bereitschaft zur ständigen Weiterentwicklung und Weiterbildung“. Jeder Arbeitnehmer, der seinen Arbeitsplatz verliere, habe eine „faire Chance“ einen neuen zu finden.

Die SPD erklärte, diese Äußerung sei „zynisch“ angesichts der hohen Anteile älterer Arbeitsloser. Dem Senat fehle weiterhin die Realisierung eines Strukturprogramms Arbeit und Umwelt und die Verwirklichung einer „echten Qualifizierungsoffensive“. SPD- und AL-Fraktion kritisierten außerdem die Erfolgsmeldungen als „Schönfärberei“. Sie wiesen darauf hin, daß die meisten der neugeschaffenen Arbeitsplätze durch verstärkte Einführung von Teilzeitarbeit entstanden seien.

RiHe

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen