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Moderne Zeiten: Schiedsrichter an die Wand!

Obwohl Kewenig ein rechter Widerling ist, muß man ihn dieses eine Mal - für die Rechtfertigung der Polizeieinsätze gegen Journalisten während der IWF-Tagung - loben. Spanner, wenn sie es wirklich ernst meinen, dürfen nicht auf „Neutralität“ pochen. Bereits Solon bestand darauf, daß sich im Falle eines Bürgerkriegs jeder der einen oder anderen Partei anzuschließen hatte. Sich raushalten ist seitdem üble Kriegsgewinnlerei.

Besonders heute, da die als „Vierte Gewalt“ sich bezeichnenden „Vertreter der Medien“ einen professionellen Voyeurs-Standpunkt eingenommen haben, den sie mit Akkreditierungsgeschwindel und grünen Blechmarken am Arm garnieren. Hinzu kommt noch eine allgemeine Tendenz, die man als „Verschwinden der Differenz“ bezeichnet hat. Im Endeffekt würden sich nur noch Polizei und Presse gegenüberstehen (schon gibt es nur noch ganz wenige Linke in der Stadt, die keinen Journalistenausweis besitzen). Soll Kewenig doch mal versuchen, vom Schöneberger Rathaus-Balkon herunter auf die Journalisten zu schimpfen, die sich in einen Polizeikessel einschlossen, der nur in ihrer Phantasie (in ihren Medien) existierte... Das wäre ein überraschender Akt direkter (quasi prämedialer) Demokratie, und er hätte dazu noch recht: Immerhin haben die 1.600 Journalisten Bild und Wort-Material im Wert von etwa 18 Millionen Mark vom IWF -Getümmel abschöpfen können - dafür müssen sie künftig die „Demonstrantenseite“ vollständig simulieren.

Was für die ganzen Peep-Show-Wichser gilt, muß für die Medien-Spanner erst recht gelten, auch und sowieso, wenn sie sich zu „Schiedsrichtern“ aufspielen, die durch ihre bloße „Kontrollpräsenz“ (Dieter Stolte) mäßigend auf die Kontrahenten einwirken (wollen). Schon allein wegen dieser Anmaßung haben sie kräftig was auf die Mütze verdient.

Helmut Höge

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