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General aus dem Morgenland

■ Kenan Evren, Putschgeneral und Staatspräsident der Türkei, besucht die Bundesrepublik / Bremer Komitee mobilisiert zur Teilnahme an Protesten

Vor acht Jahren führte er den Putsch türkischer Offiziere gegen die demokratische Regierung. Heute ist er Staatspräsident und darf am kommenden Montag seinem bundesdeutschen Kollegen Richard von Weizsäcker die Hand schütteln. General Kenan Evren wird in Bonn erwartet. Nach Bremen kommt er nicht. Dennoch wird es hier Protestaktionen geben. Das „Komitee gegen den Evren-Besuch“, in dem sich türkische und kurdische Oppositionsgruppen zusammengeschlossen haben, informierte gestern die Bremer Presse.

Mit seinem Besuch wolle der türkische Staatspräsident seinem Land den Weg in die Europäische Gemeinschaft ebnen, meinte eine

Sprecherin des Komitees. Bereits seit 1959 bemühe das Land sich um die Aufnahme und konnte bis kurz vor dem Militärputsch wichtige wirtschaftliche Voraussetzungen schaffen. Doch die Militärdiktatur habe das Land politisch anrüchig gemacht. Um ihrem schlechten Ruf zu entgehen, habe die Türkei vor wenigen Monaten die Europäische Menschenrechtskonvention unterzeichnet, die Folter verbietet.

Das sei nur ein Trick, meinte die Sprecherin gestern. Der türkische Buchhändler Ahmed Güler aus Bremen sitzt in Ankara in Untersuchungshaft, nachdem er bei polizeilichen Vernehmungen schwer gefoltert worden ist. Der Vorwurf: Er soll politischen Ge

fangenen, die zum Tode verurteilt waren, beim Ausbruch aus dem Gefängnis verholfen haben. Bei der Jagd nach den Ausgebrochenen durchsiebte die türkische Polizei am vergangen Freitag ein Auto mit 400 Schüssen. Die vier jungen Insassen hatten mit dem Ausbruch nichts zu tun, wie die Polizei inzwischen zugab. Einer der Erschossenen ist Reha Sen, ein junger Arbeiter aus der Bundesrepublik.

Dennoch helfe die Bundesrepublik dem türkischen Polizeistaat bei seiner demokratischen Aufwertung, meint das Komitee. Auch nach dem Militärputsch habe das Nato-Mitglied Militärhilfe aus Bonn erhalten. Seit Mitte 1987 bis jetzt allein 130 Millionen

Mark. Die Bremer Betriebe Atlas Elektronik, die Lürssen -Werft und MBB beliefern die türkische Marine mit Schnellbooten.

Noch in diesem Sommer haben sich hohe Offiziere der Bundesluftwaffe zu Verhandlungen in Konja (Südanatolien) aufgehalten, wo die deutschen Donnervögel nach einer Verlagerung ihrer Tiefflugübungen in die Türkei stationiert werden sollen.

mw

Aktionen gegen den Evren-Besuch: Infostand heute von 15 bis 17 Uhr auf dem Ansgarikirchhof. Um 17.30 Uhr beginnt ein Fackelzug an der Sielwall-Kreuzung. Die zentrale Demonstration ist am Samstag um 10 Uhr in Bonn. Busse starten um 5 Uhr am Bremer ZOB. Anmeldung Tel. 324337 (DFU).

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