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Allein gelassen-betr.: "Droste verurteilt", taz vom 13.10.88

betr.: “'Droste‘ verurteilt“,

taz vom 13.10.88

(...) Es steht natürlich Wiglaf Droste wie jedem Angeklagten völlig frei zu entscheiden, wie er sich gegen einen strafrechtlichen Vorwurf verteidigt. Er muß dabei in Kauf nehmen, daß eine Verteidigung wie die jetzige zu Rückschlüssen führt, die eine Eigendynamik entwickeln:

1. Offenbar ist es entweder unwidersprochener Stil der taz, die Namensnennung der verantwortlichen Redakteure und Autoren für unverbindlich zu halten, so daß man sich in dieser Hinsicht nicht auf die entsprechenden Vermerke verlassen kann, oder

2. in der Redaktion herrscht ein derartiges Durcheinander, daß es nicht gelingt, mehrere Autoren gleichen Namens auseinanderzuhalten und für Authentizität zu sorgen.

3. Viel schlimmer aber ist der Verdacht, daß manch ein Mitarbeiter eine große radikale Klappe hat, aber dann, wenn es gilt, zu seinen Äußerungen zu stehen, die Tarnkappe von Verwechslungsmöglichkeit aufsetzt und den Nebelwerfer der Fälschung in Betrieb setzt. Denn entweder entsprach seine damalige Aussage über die Bundeswehr seiner Auffassung, dann wird ja wohl ein Strafverfahren hieran nichts ändern. Oder sie tat dies nicht, dann soll er dies deutlich sagen.

4. Wenn die taz nicht den Ruf kultivieren will, Verbreiterin unverbindlichen Gequatsches zu werden, sollte sie schleunigst dafür sorgen, daß dort nur MitarbeiterInnen zu Worte kommen, die zu dem stehen und das verantworten, was sie drucken lassen (das gilt im übrigen auch für die Leserbriefe, die meist je großspuriger, desto anonymer sind).

5. Wir wissen nicht, wieviele Tucholskys, Ossietzkys oder Jacobsohns in den Jahren 1920 bis 1933 im Berliner Telefonbuch standen. Aber es wäre uns ein geradezu lächerlicher Gedanke, einer von ihnen hätte sich gegenüber den gegen sie erhobenen strafrechtlichen Vorwürfen so verteidigt, wie es Droste getan hat.

6. Es wäre fatal, wenn ihr unsere Kritik als solche von Anwalt zu Anwalt, als Widerstreit von anwaltlichen Verteidigungskonzepten mißverstehen würdet. Darum geht es nicht. Hier spielt allein eine Rolle, als wie glaubwürdig Veröffentlichungen, Verlautbarungen und Unterschriftensammlungen in der Öffentlichkeit wirken können.

Im übrigen fühlen wir uns, soweit wir bei euch gelegentlich als Interviewpartner oder Autoren in Erscheinung treten, in höchst unangenehmer Weise kompromittiert. Wir legen Wert darauf, mit unseren Äußerungen identifiziert zu werden. Wo sie nicht von uns stammen oder verfälscht worden sein sollten, werden wir sofort dementieren.

Drostes Verhalten wirft, solange die taz dies nicht in Ordnung bringt, ein miserables Licht auf ihr Verhältnis zur Ernsthaftigkeit ihrer Verlautbarungen und stellt linken Journalismus insgesamt in Frage. Er führt zu Entsolidarisierungen, weil all diejenigen, die sich offensiv verteidigen, allein gelassen werden. (...)

Klaus Eschen, Clemens Rothkegel, zwei weitere unleserliche Unterschriften, Berlin 62

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