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Ein gern gesehener Gast

In der Musik des Südafrikaners Abdullah Ibrahim, der vor seiner Bekehrung zum Islam unter dem Namen „Dollar Brand“ auftrat, spiegeln sich (freiwilliges) Exil und Sehnsucht nach der Heimat wider  ■  Von Arnaud

Er ist alles andere als ein seltener Gast in Bremen, der seit 1976 im „freiwilligen Exil“ lebende Südafrikaner Abdullah Ibrahim. Als Solopianist und mit Gruppe hatte er schon diverse Auftritte in Brmen. So gastierte er mit „Ekaya“ erst letztes Jahr im Juni im Modernes. Solo war er zuletzt anläßlich der Verleihung des Solidaritätspreises an Winnie und Nelson Mandela im Februar dieses Jahres in Bremen. Damit dürfte er vielen kein Unbekannter mehr sein. Heute abend tritt er erneut mit „Ekaya“, was in mehreren afrikanischen Sprachen Heimat bedeutet, auf.

Ibrahim verbindet in seinen

Kompositionen und in seinem Pianospiel auf einzigartige Weise die musikalischen Traditionen seiner südafrikanischen Heimat mit dem Jazz. In seinen Kompositionen werden einfache volksliedhafte Melodien improvisierend verändert. Kennzeichnend für sein Spiel sind die fließenden Übergänge in den Themen und sein oft perkussiver Anschlag, der sich mit einer eigenwilligen Pedaltechnik zur Veränderung der Klangfarben verbindet. Seine Stücke entwickeln sich langsam in sich wiederholenden Mustern auf ihren Höhepunkt zu. Impro

visiert wird dabei in der Regel auf modaler Basis.

Ibrahim, der vor seinem Übertritt zum Islam schon unter seinem ursprünglichen Namen „Dollar“ Brand bekannt wurde, hat nach seiner „Entdeckung“ durch Duke Ellington 1962 mit einer Reihe der ganz Großen des Jazz zusammengespielt, wie Don Cherry, Archie Shepp oder Max Roach, um nur einige zu nennen. Inszwischen selbst einer der Großen, hat er sich mit „Ekaya“ eine Gruppe von Musikern organisiert, mit der er seine musikalischen Vorstellungen adäquat um

setzen kann. Angekündigt ist folgende Besetzung: Sonny Fortune am Tenorsaxophon, Carlos Ward an der Flöte und Altsax, David Griffin an der Trompete, Charles Davis am Baritonsaxophon, Essiet Okun Essiet am Baß und Winard Harper am Schlagzeug. Damit hat Ibrahim großartige Musiker gefunden, die die Botschaft „Ekayas“ virtuos vertreten können.

Als Mitglied des African National Congress (ANC), der Befreiungsbewegung Südafrikas, versteht Ibrahim seine Musik auch als Beitrag zum Befreiungskamp seiner vom Apartheidregime geknechteten Landsleute. So tritt er immer wieder als kultureller Botschafter des neuen,

zukünftigen Südafrika auf.

Auch deshalb spiegeln sich in seiner Musik Exil und die Sehnsucht nach der Heimat auf eindringliche Weise wider. Seine Verbundenheit mit der schwarzen Volksmusik Südafrikas als Basis seiner freien Improvisationen bieten auch jazzungewöhnten Ohren reichlich Zugänge zu seiner Musik.

Die Gelegenheit, ihn mit seiner Gruppe Ekaya zu erleben, sollte sich niemand entgehen lassen.

Heute, 20 Uhr, im Modernes.

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