piwik no script img

Grüne Briefe über Moral und Skandal

■ Bremer Bürgerschaftsabgeordnete Trüpel wagte es ein Mitglied des Bundesvorstandes zu kritisieren und wurde postwendend abgekanzelt / „Öffentliche Lügen und Diffamierungen“

Eine kleine Vorstellung von dem bei den Grünen in Bonn üblichen Umgang mit Kritik bekam gestern die Bremer Bürgerschaftsabgeordnete Helga Trüpel. Die hatte es gewagt, in einem offenen Brief an die Sprecherin des Bundesvorstandes, Regina Michalik, ein Gutachten zum Finanzgebaren der Parteispitze zu fordern. Die Moral, die Feministinnen und Fundis gegen die Realos in Anspruch genommen hätten, sei nun endgültig verspielt: „Glaubst Du allen Ernstes, daß es von frauenbewegter oder feministischer Kultur zeugt, Skandale und Fi

nanzschiebereien zu vertuschen und auszusitzen?“ Trüpel bezog sich mit ihrer Kritik auf eine Äußerung von Regina Michalik im ZDF, in der diese einen Rücktritt wegen „läppischer 10.000“ Mark abgelehnt hatte.

Die wütende Antwort aus Bonn folgte auf dem Faxe: „Gerade Du, die Du Dich auf Moral- und Glaubwürdigkeit beziehst, solltest Dich wenigstens informieren“, kanzelt Michalik die Parteifreundin ab. Aus dem Bericht der parteiinternen Untersuchungskommision gehe eindeutig hervor, daß es „Unregelmäßigkeiten

vom Ausmaß eines Skandals nicht gegeben und der Bundesvorstand nichts vertuscht hat“. Und wörtlich: „Dein Weg der öffentlichen Lügen und Diffamierungen ist zutiefst unfair und schadet der gesamten Partei.“ Trüpel solle den basisdemokratischen Weg gehen und auf der nächsten Bundesvorstandssitzung einen Mißtrauensantrag stellen, sofern sie der Meinung sei, daß„10.000 Mark nachgezahlter Steuern und ein paar mangelhafte Bundesvorstandsprotokolle dazu ausreichen.“

hbk

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen