: Wider die Apartheid im Rugby
Südafrikas weiße Rugbyvereinigung verhandelt mit ANC / Zusammenschluß der schwarzen und weißen Rugbyorganisationen in Aussicht gestellt / Internationale Sportverbände begrüßen Initiative ■ Aus Johannesburg Hans Brandt
Vertreter der weißen südafrikanischen Rugbyvereinigung und des verbotenen Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) haben am Wochenende über die Aufhebung der Rassentrennung im Sport verhandelt.
Die südafrikanische Regierung hat die Gespräche scharf verurteilt. „Ich bin schockiert, daß eine nationale südafrikanische Sportorganisation die Regierung umgangen und sich an eine terroristische Organisation gewandt hat, die täglich Terrorangriffe gegen unschuldige Menschen verübt“, sagte Frederick de Klerk, Minister für Erziehung, am Montag.
Danie Craven, Vorsitzender des für Weiße reservierten südafrikanischen Rugbyrates (SARB), und Ebrahim Patel, Präsident der südafrikanischen Rugbyunion (SARU), die Schwarze, Inder und Mischlinge als Mitglieder hat, hatten am Wochenende in der Hauptstadt Simbabwes, eine ANC-Delegation unter Leitung des Generalsekretärs Alfred Nzo getroffen. In einer gemeinsamen Erklärung hieß es nach den Gesprächen, daß SARB und SARU sich in nächster Zeit zusammenschließen wollen, um Rassentrennung beim Rugby vollkommen auszumerzen. Der ANC erklärte sich bereit, sich für die Wiederaufnahme internationaler Kontakte beim Rugby einzusetzen, wenn der Sport tatsächlich ohne Diskriminierung ausgeübt wird.
Minister de Klerk räumte daraufhin ein, der SARB sei zwar eine autonome Organisation. Die Verhandlungen mit dem ANC hätten Rugby jedoch „knietief in die Politik gezerrt“. Liberale Parteien lobten den SARB-Vorsitzenden Craven andererseits als „einen weitsichtigen Denker“. Die Initiative wurde vom internationalen Rugbyrat, dem olympischen Komitee und der Fußballföderation FIFA begrüßt.
Rugby ist der Nationalsport der Weißen, vor allem der Buren. Beim wichtigsten Spiel des Jahres, dem Endspiel um den Currypokal, sind auf den Tribünen regelmäßig Regierungsmitglieder vertreten. Die Tageszeitung 'Business Day‘ vergleicht das Ansehen der Rugbybosse sogar mit dem von Kabinettsmitgliedern. So haben die Kontakte mit dem ANC für Aufruhr im burischen Volk gesorgt. Sogar eine Spaltung des SARB droht.
„Ich bin nicht bereit, mit terroristischen Organisationen zu verhandeln“, kommentierte Professor Fritz Eloff, Mitglied des SARB-Vorstandes, die Gespräche. Er könne sich nicht damit abfinden, daß seine Organisation „gemeinsame Erklärungen mit einer Organisation wie dem ANC“ ausreiche. Craven nimmt eine Spaltung des SARB allerdings in Kauf. „Wenn eine Spaltung kommt, dann kommt sie eben“.
Für den ANC waren die Gespräche ein wichtiger diplomatischer Erfolg. Die Organisation beabsichtigt schon seit Jahren, das „weiße Lager“ aufzubrechen. Diesmal hat der ANC das Herz der burischen Gesellschaft getroffen.
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