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Wenig zur Sache

Die CDU und der angebliche Barschel-Brief  ■ K O M M E N T A R E

Die schleswig-holsteinische CDU hat im Namen ihres Landesvorsitzenden Gerhard Stoltenberg noch einmal die Echtheit des angeblichen Barschel-Briefes bestritten. Das ist verständlich. Was soll sie auch anderes tun? In ihrer Erklärung wiederholt sie, was sie schon vor der Veröffentlichung des ganzen Vorgangs durch die taz gesagt hat: Der Brief ist eine Fälschung.

Ob der Brief tatsächlich eine Fäschung ist, wird durch diese Stellungnahme weder bewiesen noch widerlegt. Der Brief soll nicht eingegangen sein: Wer will das Gegenteil nachweisen? Die Sekretärinnen haben den Brief nicht geschrieben: Müssen es denn die Sekretärinnen gewesen sein? Barschel hat bis zum Schluß nicht öffentlich die Verfehlungen zugegeben, die im Brief eingeräumt werden: Sagt das etwas über seine internen Äußerungen? Die Stellungnahme spricht von falschen Darstellungen in dem Brief. Mag sein. Jedenfalls beweist jener Kommentar in den 'Kieler Nachrichten‘, auf den sich die jetzige Stellungnahme der CDU -Landesleitung beruft, nichts, was nicht gestern auch in der taz gestanden hätte: daß der 'Spiegel‘ eben die Sache nicht weiter verfolgt hat.

Im übrigen ist Fälschung gar nicht mehr die relevante Frage. Auch eine - wie in diesem Fall - zugestandenermaßen gute Fälschung kann die Wahrheit enthalten. Auch ein echter Brief des toten Barschel kann gelogen sein. Eine Erklärung zur Sache, eine lückenlose Aufdeckung der Vorgänge innerhalb der schleswig-holsteinischen CDU im fraglichen Zeitraum September/Oktober 1987 wäre glaubwürdiger gewesen.

Martin Kempe

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