: Atommüllschieber in U-Haft
Von den am Mittwoch verhafteten drei Transnuklear-Managern sind zwei gegen je 100.000 Mark wieder frei / Der für die Belgien-„Connection“ zuständige Manager bleibt in U-Haft / Atomabfälle ins Meer gekippt? ■ Von Klaus-Peter Klingelschmitt
Frankfurt (taz) - Der Ex-Transnuklear-Manager Knackstädt, der im sogenannten „Profit-Center“ für radioaktive Abfälle arbeitete, hatte am 8.9.88 vor dem Hanau -Untersuchungsausschuß des hessischen Landtags drei Ex -Kollegen zum staatsanwaltschaftlichen Abschuß freigegeben er sagte seinerzeit aus, für das ganze Belgien-Geschäft der Skandalfirma Transnuklear seien ausschließlich die Herren Dr. Vygen, Bretag und Christ zuständig gewesen seien.
Am vergangenen Mittwoch nun wurde das Trio aufgrund vorliegender Haftbefehle des Amtsgerichts Hanau, die von der Hanauer Staatsanwaltschaft beantragt worden waren, in U-Haft genommen - wegen des Verdachts auf „Verstöße gegen das Abfallbeseitigungsgesetz“ und auf „Betrug zum Nachteil von Energieversorgungsunternehmen“, wie der Hanauer Oberstaatsanwalt Farwick auf Nachfrage der taz gestern mitteilte. Dr. Vygen war zu TN-Schieberzeiten Geschäftsführer der Firma, Christ der stellvertretende Leiter der Abteilung für radioaktive Abfälle und Bretag der Mann für die Belgien-Geschäfte (Mol). Nach einem Haftprüfungstermin am Donnerstag sind die Herren Christ und Dr. Vygen gegen die Zahlung von Kautionen von je 100.000 DM wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Der Hauptverdächtige Bretag bleibt allerdings in U-Haft. Ihn wollte der zuständige Haftrichter nur gegen eine Kaution in Höhe von 500.000 DM wieder freilassen. Die Höhe der Kaution wurde mit permanent bestehender „Flucht- und Verdunkelungsgefahr“ begründet. Bei der NUKEM, die mit der Auflösung ihrer einstigen Tochterfirma Transnuklear befaßt ist, wollte man sich gestern zu den Verhaftungen nicht äußern. Der für die Transnuklear zuständige NUKEM-Sprecher Haiermann teilte lediglich mit, daß an der Auflösung „hart gearbeitet“ werde; von einer bevorstehenden Liquidation der Firma könne allerdings noch nicht die Rede sein.
Wie die taz in Erfahrung bringen konnte, geht es bei den Ermittlungen gegen die drei Ex-TN-Mitarbeiter vornehmlich um die Verschiebung von Atommüll zur Belgischen „Konditionierungsanlage“ in Mol. Dort sollen die atomaren Abfälle der bundesdeutschen Energieversorgungsunternehmen (EVUs) allerdings nicht konditioniert respektive volumenreduziert, sondern teilweise ins Meer oder in den durch Mol fließenden Fluß gekippt worden sein. Den EVUs wurde dagegen die Konditionierung und Volumenreduzierung in Rechnung gestellt. Riesige Summen wanderten so in die Taschen der Verantwortlichen z.B. in Belgien und Hanau.
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