: Rückendeckung für Peres
■ Gipfeltreffen von König Hussein, Mubarak und Arafat
Noch vor wenigen Tagen sah Shimon Peres, der Spitzenkandidat der israelischen Arbeiterpartei für die Parlamentswahlen am 1.November, ganz schön alt aus. Weder König Hussein noch die Palästinensische Befreiungsorganisation wollten von seiner Friedensoption - Verhandlungen mit einer gemeinsamen jordanisch-palästinensischen Delegation über eine Föderation zwischen der Westbank und Jordanien - etwas hören. Mit dem Treffen in Akaba ist die sogenannte jordanische Option der Arbeiterpartei wieder aus der Versenkung aufgetaucht, in der sie nach der Aufkündigung des Amman-Abkommens zwischen König Hussein und Arafat im Jahre 1985 und im Zuge der Intifada verschwunden war.
Nicht nur Jordanien, Ägypten und PLO-Chef Arafat griffen Peres unter die Arme. Auch die USA und die Sowjetunion stehen hinter dem Treffen von Akaba. Die gleichen Kräfte also, die der PLO in den letzten Wochen erfolgreich nahegelegt hatten, die geplante Tagung ihres Exilparlaments auf die Zeit nach den Wahlen in Israel zu verschieben. Damit vergab sich die PLO die Möglichkeit, durch eigene deutliche Beschlüsse ihre Option in die israelische Debatte zu werfen und die Wahlkämpfer zu klaren Stellungnahmen zu zwingen.
Beide Schritte, die Verschiebung der Tagung des Exilparlaments und das Wiederauftauchen Jordaniens auf der nahöstlichen Diplomaten-Szene, werden von den Gegnern der Gründung eines unabhängigen Palästinenserstaates mit Befriedigung wahrgenommen werden. Nun muß sich zeigen, ob das Treffen in Akaba über die Unterstützung von Peres hinausgeht und in eine langfristige politische Perspektive mündet, die das Unabhängigkeitsbestreben der Palästinenser und die Interessen Israels, Jordaniens und der USA unter einen Hut bringen können - ein neuer Drahtseilakt für Arafat. Jordanien genießt unter den aufständischen Palästinensern kein gutes Ansehen; auch stößt die Politik Arafats in der PLO nicht nur auf Zustimmung. Wenn Arafat nun den Gang nach Jordanien angetreten ist, so liegt der Schluß nahe, daß der PLO-Vorsitzende eine internationale Rückendeckung sucht, die garantiert, daß die anstehenden Beschlüsse des palästinensischen Exil-Parlaments nicht verpuffen.
Beate Seel, Tel Aviv
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen