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Es wird wieder geBAPt

■ Auch wenn unser Kritiker nicht versteht, warum BAP ein Revival erleben, es ist doch so: Man könnte viel „verzähle“, aber Wolfgang Niedecken und Band ist wieder „in“

Auf der Fahrt zur Stadthalle blieb Zeit genug, sich Gedanken zu machen, was man über die Ursachen des Popularitätsverlustes von BAP schreiben könnte. Vom Dilemma, imagemäßig auf die Mundart festgelegt zu sein, könnte man „verzähle“, von der Abwendung der Szene hin zu wieder schrilleren Vögeln, von dem gescheiterten Versuch, eine Demokratisierung des Rockbusiness populär zu machen oder schlicht von der Schwierigkeit, nach langer Pause wieder neu anzufangen.

Dumm nur, daß man drinnen solche Überlegungen getrost vergessen konnte: Die Stadthalle war proppevoll und natürlich schäumte die Menge vor Begeisterung. Der Grund ist mir schleierhaft, selten hab ich mich in der letzten Zeit bei einem Konzert ähnlich gelangweilt: Nichts Neues, selbst die neuen songs klingen wie die alten, nach wie vor kolportiert BAP zu immergleichem Groove die berühmtesten Riffs der Rockmusik, zweieinhalb Stunden lang und schier zum Wegschlafen.

Einer mit Hut, der sich „Major“ nennt und mit der Gitarre immer am Bühnenrand hin-und herrannte, erwies sich dabei erneut als versierter Plagiator alter Mei

ster, vier gaben im Hintergrund die Statisten ab und Star Wolfgang Niedecken servierte seine poetisch verpackten Statements wie gewohnt konspirativ verschlüsselt in reinstem Kölsch.

Die Masse folgte ihm auf Kommando, etwa, wenn er sich bei der „Kristallnacht“ das Mitklatschen verbittet oder sich bei der A-Capella-Version der „Quergestreiften Frau“ „Schnippen, nicht Klatschen“ wünscht: Doch wie mittelmäßig BAP unabhängig von ambitionierten Texten und message muskalisch sind, wurde vor allem an den Coverversionen des Abends deutlich. Niedecken pickte sich da nicht irgendwas raus, sonder wählte drei inhaltlich ins BAP-Konzept passende Titel, die im Original durch ihre außergewöhnliche Interpretation auffallen: Leonhard Cohens „First we take Manhattan“, eine undurchsichtige Parabel auf die Palästinenser, „auf deren Kosten wir unsere Wiedergutmachung bestreiten“ (Niedecken), Dave Davies‘ „Death of a Clown“ (Roncalli) und Peter Gabriels „Biko“. Niedecken übersetzte die Lieder und brachte sie musikalisch auf BAP-Niveau, und das heißt, er machte sie platt.

Bei dem Lied über Steve Biko wars gar peinlich. Gabriel nutzt

den Song seit Jahren für ein beeindruckendes, fast rituelles Fanal gegen die Apartheid am Ende eines jeden seiner Konzerte. Er schuf damit einen der magischen Momente der Rockmusik, eine Geste, die untrennbar mit seinem Namen verbunden ist. Wolfgang Niedecken, der doch so gern als das Musterexemplar des intellektuellen Rockmusikers gehandelt wird, kopierte den Gabriel'schen Habitus auf schon beinahe dumme Weise, mit mäßigem Erfolg allerdings beim Publikum, was dann ja wenigstens die Unterschiede klarstellte.

Nach wie vor präsentiert sich die Band ohne Firlefanz und mit wenig Effekten: man will halt keine Stars abbilden, sondern der Szene ihresgleichen präsentieren. Das funktioniert immer noch. Niedecken wird das Meckern der Kritikern vielleicht ziemlich egal sein, denn wenn die Konzerte überall so erfolgreich sind wie in Bremen, hat die mehrjährige Zwangspause dem Ruf der Band keinen Abbruch getan.

Die Verbindung zwischen dem linksliberalen Sprachrohr mit dem Saubermann-Image und den Fans aus eben jenem Lager ist nicht unterbrochen. BAP haben ihr Comeback. Warum auch immer.

Rainer Köster

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