: Genosse Bucharin
■ Vom Liebling zum Abweichler
Geboren 1888 in Moskau.
Eltern: Lehrer. Während der ersten Russischen Revolution 1905 führendes Mitglied der illegalen Studentenbewegung. Nach der Niederschlagung der Revolution 1906 Beitritt zur Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rußlands (Bolschewiki). 1911 verhaftet und verbannt. Nach zwei Monaten Flucht ins westliche Ausland. Seit 1912, gemeinsam mit Lenin, Herausgeber des Parteiorgans 'Prawda‘. 1917 Rückkehr nach Rußland. Führende Rolle in der bolschewistischen Partei. Zuerst Sprecher der Linksradikalen, dann Ideologe des „Kriegskommunismus“ („Ökonomik der Transformationsperiode“, 1920). Während der Neuen Ökonomischen Politik der zwanziger Jahre theoretischer Protagonist marktwirtschaftlicher Verhältnisse für eine auf Jahrzehnte angelegte „Übergangsperiode zum Sozialismus“ („Der Weg zum Sozialismus“, 1925). Wichtigster Verbündeter Stalins im Kampf gegen die „Linke Opposition“, durch deren Politik er das „Bündnis“ mit der Bauernschaft gefährdet glaubte. Einer der Leiter der Kommunistischen Internationale 1926-1929. Nach der Ausschaltung der „Linken Opposition“ wegen seiner Gegnerschaft zu den seit 1928 ergriffenen „außerordentlichen (Zwangs-)Maßnahmen“ gegen die Bauernschaft als „rechter Abweichler“ gebrandmarkt. Politisch weitgehend kaltgestellt. 1937 mit Zustimmung des Plenums des Zentralkomitees der KPdSU verhaftet. 1938 in einem Schauprozeß zum Tode verurteilt und ermordet. Im Februar 1988 juristisch rehabilitiert, am 9.Juni 1988 posthum wieder in die KPdSU und die Akademie der Wissenschaften der UdSSR aufgenommen.
Walter Süß
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen