Kein Wein, kein Wodka

■ „Fernsehbrücke Wolgograd - Köln“, Montag, 23.10., ARD 21.10 Uhr

Ein schlechtes Omen für die bevorstehende Städtepartnerschaft war die „Fernsehbrücke“ zwischen Wolgograd, dem ehemaligen Stalingrad und Köln. Es sollten „von Volk zu Volk“ strittige Probleme erörtert werden. Im ersten Teil der Sendung tauschten deutsche und russische Soldaten, die an der großen Schlacht von 1943 teilgenommen hatten, Artigkeiten aus.

Die Russen meinten, sie hätten nicht begriffen, wozu die Faschisten die deutschen Menschen/Proletarier gemacht hätten und weshalb sich die Deutschen in ihrer aussichtslosen Lage nicht ergeben hätten. Die Deutschen wußten das auch nicht. Einer von ihnen verlangte ein deutsches Ehrenmal in Stalingrad, damit man als Deutscher irgendwo seine Blumen hinlegen könne.

Einem Russen, der als Kriegsgefangener das KZ Mauthausen überlebt hatte, und in Harnisch geriet, wäre es fast gelungen, die deutsch-sowjetische Sülzerei in Bewegung zu bringen. Aber die Strategie der Moderatoren, keine Mißstimmungen aufkommen zu lassen, setzte sich durch.

Im ersten Teil der Sendung gab es wenigstens interessante Gesichter zu sehen, im zweiten nicht einmal das. Die jungen Deutschen repräsentierten einen Offizierstypus, der sonst Schulklassen von der freiheitlich-demokratischen Mission der Bundeswehr überzeugen soll. Diesen glatten Propagandisten gegenüber erschienen die entsprechenden Russen zwar intelligenter und spontaner; aber ihre Meinungen zu Stalin wurden wegmoderiert.

Fritz Pleittgen, der WDR-Moderator, hätte wissen müssen, daß das „echte Gespräch zwischen den Völkern“ an Unterhaltungswert gewinnt, wenn die Kehlen mit viel Alkohol angefeuchtet werden. Es gab aber weder Wein noch Wodka.

Erhard Stölting