Jordanien hat auch in Frankreich bestellt

Der Experte Ian Anthony vom schwedischen Friedensforschungsinstitut SIPRI zum „Tornado-Geschäft“  ■ I N T E R V I E W

taz: Großbritannien, die BRD und Italien wollen acht Tornado -Kampfflugzeuge an Jordanien verkaufen. Welche Bedeutung hätte dieses Geschäft für die jordanische Luftwaffe?

Ian Anthony: Jordanien wollte zuerst amerikanischen Kampfflugzeuge kaufen. Als man in den USA wegen Israel auf Vorbehalte stieß, verhandelte Jordanien mit Frankreich und Großbritannien. Mit beiden Ländern verliefen die Verhandlungen erfolgreich, und die jordanische Regierung wird jetzt sowohl von Frankreich ungefähr 20 Kampfflugzeuge des Typs „Mirage 2000“ erhalten als auch acht Tornado -Kampfflugzeuge von Großbritannien. Beide Kampfflugzeuge sind sich sehr ähnlich, aber der Tornado ist viel größer und technisch weiter entwickelt. Über beide Lieferungen wurde um die Jahreswende grundsätzlich Übereinstimmung erzielt. Allerdings haben die Jordanier für den Tornado noch keine Infrastruktur. Deshalb wird der Tornado wohl kaum sofort geliefert werden können. Die Mirage 2000 ist dagegen in die jordanische Luftwaffe viel leichter zu integrieren, das Flugzeug ist kleiner, und Jordanien hatte schon immer französische Kampfflugzeuge in seiner Luftwaffe.

Welche Bedeutung hätte das für Israel?

Isreal ist ja schon dabei, seine gesamte Luftwaffe zu modernisieren. Es ist bereits vorgesehen, daß Isreal von den USA mit ungefähr 70 hochmodernen Kampfflugzeugen des Typs F16 beliefert wird. Aber Jordanien war bisher niemals im Besitz derart hochmoderner Kampfflugzeuge. Wenn Jordanien jetzt Tornado-Flugzeuge und die Mirage 2000 zur selben Zeit erhält, wird das das Gleichgewicht in dieser Region ganz erheblich stören. Aber Israel hat noch immer ein erhebliches militärisches Übergewicht, und ich hoffe nicht, daß Israel nun sein Modernisierungsprogramm noch einmal ausweitet.

Gleichzeitig haben die westlichen Industrieländer ja bereits sehr viele Kampfflugzeuge in diese Region geliefert, etwa nach Saudi-Arabien oder nach Oman. Das wird die Instabilität in dieser Region sicher vergrößern.

Was würde das für das Verhältnis zu Syrien und zum Irak bedeuten?

Das ist eine gute Frage. Der Tornado ist ja eine technisch sehr hoch entwickelte Maschine. Er ist mit einem Bordcomputer ausgestattet, in den das Gelände einprogrammiert wird, das der Tornado bombardieren soll. Es wäre sehr interessant, etwas über die Software zu erfahren, die mit dem Tornado geliefert wird: ob diese Software den Jordaniern etwa erlauben würde, den Tornado auch gegen Syrien oder den Irak einzusetzen.

Ist es nicht vorstellbar, daß Jordanien von Saudi-Arabien unterstützt wird, wenn das Land noch gar keine Infrastruktur für den Tornado hat?

Ja, es ist nicht ausgeschlossen, daß zwischen Jordanien und Saudi-Arabien eine entsprechende Vereinbarung erzielt worden ist. Oman und Saudi-Arabien haben ja ebenfalls Tornado -Flugzeuge gekauft, und diese Länder werden sicher zusammenarbeiten. Vielleicht wird Jordanien auch sogar finanziell von Saudi-Arabien unterstützt.

Interview: Ursel Sieber