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Schwarzer Boykott bei Bothas Wahlen

Bei den Kommunalwahlen in Südafrika weißes Votum für „Reform„-Apartheid / Erfolge für Rechtsextreme  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Südafrikas schwarze Bevölkerung hat die Reformpolitik der Apartheid-Regierung am Mittwoch mit überwältigender Mehrheit abgelehnt. Landesweit lag die Beteiligung von Schwarzen an den Kommunalwahlen offiziell knapp über 20 Prozent erheblich weniger als die 30 Prozent, die Beobachtern zufolge als Erfolg gewertet worden wären. Tatsächlich gingen weniger als zehn Prozent der schwarzen Wahlberechtigten in die Wahlkabinen.

Obwohl zusammenfassende Ergebnisse für ganz Südafrika gestern bis Redaktionsschluß noch nicht vorlagen, zeichnete sich ab, daß die Weißen bei dem Urnengang mit knapper Mehrheit für die regierende „Nationale Partei“ (NP) gestimmt haben. Der Rechtsruck unter weißen Wählern, der sich schon bei Parlamentswahlen im Mai 1987 gezeigt hatte, setzte sich dabei fort. Unter Weißen war die Wahlbeteiligung höher als je zuvor bei Kommunalwahlen. In kleineren Städten machten oft mehr als 80 Prozent der Wähler ihre Kreuzchen, während selbst in den Großstädten bis zu 60 Prozent ihre Stimme abgaben. Immerhin beteiligten sich erstmals die politischen Parteien an Kommunalwahlen. Lokalpolitik wurde durch die Landespolitik überschattet.

Die NP eroberte in Johannesburg erstmals die absolute Mehrheit und konnte sich auch in Pretoria gegen einen verbitterten Angriff der rechtsextremen „Konservativen Partei“ (CP) behaupten. In der Provinz Natal übernahm die NP in den meisten Städten die Kontrolle. In der Hafenstadt Durban bleibt jedoch die liberale Progressiv-Föderale Partei (PFP) am Ruder. Richards Bay, Exporthafen für Südafrikas Kohle, fiel an die CP. Fortsetzung auf Seite 2

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Die Provinz Oranje-Freistaat blieb fast ausschließlich in den Händen der Nationalen Partei, während in der Kapprovinz die beiden größten Städte, Kapstadt und Port Elizabeth, nicht übernehmen konnte. Auf dem Lande blieb die Regierungspartei jedoch die stärkste. Unter Indern und Mischlingen beteiligten sich zwischen 30 und 40 Prozent der Wähler.

In Soweto wurden Wähler am Mittwoch abend von Jugendlichen mit Steinen beworfen. Die Polizei trieb sie jedoch schnell auseinander. Die Polizei sprach von einem „ziemlich ruhigen“ Tag, an dem nicht mehr „Unruhevorfälle“ als zu normalen Zeiten vorgekommen seien. In Natal wurden jedoch mehrfach Busse und Züge mit Steinen und Molotov-Cocktails beworfen. Unterdessen hat die UNO-Vollversammlung die Kommunalwahlen verurteilt.

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