Alternativer Handel-betr.: "Der ungleiche Preis der Solidarität", taz vom 22.10.88

betr.: „Der ungleiche Preis der Solidarität“, taz vom 22.10.88

Abgesehen von einigen sachlichen Unrichtigkeiten (die Gepa ist nicht Lieferant für die AG3Wl) ist der Artikel reichlich konfus. Zunächst „irrt“ die/der Nica-KaffeekäuferIn hinsichtlich höherer Löhne für die LandarbeiterInnen, dann werden den ProduzentInnen „feste Preise“ gesichert und bringen die Solidaritätsimporte „dennoch (...) mehr Geld nach Nicaragua“, das zum Beispiel für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen eingesetzt wird.

Vor allem vermißt die/der LeserIn jedoch eine Erklärung dafür, daß die Endpreise so unterschiedlich festgesetzt werden. Der wichtigste Grund ist doch wohl, daß die Bioläden im Gegensatz zu den meisten Dritte-Welt-Läden wesentlich höhere Rabatte einstecken „müssen“. Letztere holen - wenn überhaupt notwendig - Personal- und Mietkosten nicht ausschließlich über den Verkauf wieder rein. Das heißtnicht, daß von den Bioläden nicht eine größere Preistransparenz zu erwarten wäre.

Der Dritte Welt Laden Aachen versucht dies jedenfalls mit Erfolg. Unsere KaffeekundInnen haben einen Preissenkungsstop im Mai 1987 akzeptiert und „spendeten“ seither über 2.000 Mark für den Aufbau des Volkskulturzentrums in Managua.

Wir verstehen darüberhinaus den alternativen Handel gleichwohl als Schritt zu einer gerechteren Weltwirtschaftsordnung. Nicht allein höhere Preise und Löhne für die ProduzentInnen gehören hierzu, sondern auch die Informationsarbeit gegen die Praktiken der Konzerne und die Handelspolitik der Verbraucherländer ist praktische Solidarität.

Siegbert, Dritte Welt Laden Aachen