piwik no script img

Daimler-Boß im Bremer Rathaus

■ Edzard Reuter diskutierte eine gute Stunde lang mit Bremer SPD-Funktionären über Daimler-MBB-Fusion / „Sehr charmant, aber hart an der Sache“ / Wedemeier hatte geladen

Hohe Gäste des Rathauses werden normalerweise angekündigt und mit Fototermin empfangen. Nicht so, als am Montag nachmittag der Boß über Bremens größten Betrieb ins Rathaus kam. Daimler-Chef Edzard Reuter war zusammen mit seinem Bremer Werksleiter Werner Niefer der Einladung des Bürgermeisters Wedemeier gefolgt, mit aufmüpfigen SPD -Genossen zu diskutieren. Der Landesvorsitzende Herbert Brückner und der Vorsitzende des UB-Ost, Armin Stolle, stritten sich denn auch eine gute Stunde lang mit dem Daimler

Boß über die geplante Fusion mit MBB zum größten Rüstungskonzern in der Geschichte der Bundesrepublik.

„Reuter war sehr charmant, aber hart in der Sache“, erinnerte sich Brückner gestern. Und UB-Chef Stolle hatte den Eindruck, der Daimler-Boß sei „unheimlich angefaßt“ gewesen, als ihm der Vorwurf gemacht wurde, einen gigantischen Rüstungskonzern aufzubauen. In der Frage des Erhalts der Bremer Arbeitsplätze im künftigen Daimler-MBB -Konzern versprach Reuter zwar „vollen Einsatz für Bremen“, kon

krete „Zusagen materieller Art“ wollte er jedoch keine einzige machen, erinnerte sich Brückner.

„So ein Gespräch hat keinerlei Wirkung auf die Entscheidung“, zeigte Stolle gestern realistische Bescheidenheit. Die Frage, warum Reuter sich überhaupt zum Gespräch mit wenig einflußreichen Bremer SPD-Funktionären eingefunden habe, erklärt Stolle sich so: „Reuter wollte die Argumentation der Fusions-Kritiker kennenlernen.“ SPD -Landeschef Brückner zur gleichen Frage: „Da hab‘ ich gar nicht nachgefragt.“

Ase

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen