: 160 Hortplätze gefährdet
■ Senat und evangelische Kirche pokern um Finanzierung von Kindertagesstätten / Eltern fordern endgültige Entscheidung auf dem heutigen Kirchentag
Stehen 160 Kinder, die bis jetzt noch einen einen Platz in einer evangelischen Kindertagesstätte haben, ab Sommer 1989 auf der Straße? Mit dieser bangen Frage haben sich jetzt die Eltern des Kindertagesheims St. Pauli an Senat und Bremer Kirchenführung gewandt. Der Hintergrund: Ein befristetes Sonderprogramm, mit dem im letzten Jahr acht zusätzliche Gruppen an kirchlichen Kindertagesstätten eingerichtet wurden, läuft im kommenden Jahr aus. Über eine Verlängerung ist bis heute nicht entschieden.
Schon im Früjahr konnte sich
der Kirchentag nicht zu einer Verlängerung des Sonderprogramms durchringen, und auch auf einem Sonderkirchentag, der heute beginnt, ist nicht mit einer positiven Entscheidung zu rechnen. Denn noch immer ist ungeklärt, woher die eine Million kommen soll, die das Angebot von 160 Zusatzplätzen kosten würde.
Üblicherweise verteilen sich die Kosten für kirchliche Kindertagesstätten folgendermaßen: 50 Prozent zahlt die Kirche, 12 bis 16 Prozent zahlen die Eltern, den Rest übernimmt der Bremer Senat. Die Bremer Kirchenleitung
hat zwar angesichts der nach wie vor knappen Kita-Plätze inzwischen ihre grundsätzliche Bereitschaft erkennen lassen, auch für 1989 ihren Anteil von rund 500.000 Mark zur Verfügung zu stellen, allerdings nur, wenn auch der Senat seine Zuschüsse in vollem Umfang aufrecht erhält. Obwohl das Problem seit langem bekannt ist, gibt es die entsprechende Garantie von Sozialsenator Henning Scherf bislang nicht. Erst in einer für das kommende Wochenende geplanten Senatsklausur will Scherf versuchen, die erforderlichen 300.000 Mark
bei seinen Senatskollegen loszueisen. Der Kirchentag wäre dann aber schon gelaufen und könnte sich erst im Frühjahr wieder mit der Frage befassen.
Reaktion der Eltern auf das Schwarze-Peter-Spiel : „Wir sind es leid, daß wir und unsere Kinder als Manövriermasse zwischen Kirche und Senat im Finanzpoker benutzt werden.“ Ihre Forderung an beide: „Wir brauchen jetzt eine Entscheidung. Es muß in Bremen endlich eine ausreichende, sichere Versorgung mit Hort- und Kindergartenplätzen geben.“
K.S.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen