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„..irgendwelche Provinzen“

■ Radio Bremen hat fast alle türkischen Mitarbeiter entlassen / „Biz Bize“ fast ohne Worte / Kurdischer Reporter klagte / Türkisch nicht „amtlich“ gesprochen?

Um die türkischsprachige Regionalsendung „Biz Bize“ von Radio Bremen ist es schlecht bestellt. Im Sommer wurden alle Wortbeiträge gestrichen, und auch jetzt sind sie dünn gesät. Denn: Die freien Mitarbeiter, die früher Reportagen und Interviews in türkischer Sprache lieferten, sind sämtlich hinausgeflogen. Das Programm wird jetzt allein von dem fest angestellten Redakteur Fehmi Kaya und von seinem Vertreter Mezut Yigiter bestritten. Einer der ehemaligen Mitarbeiter der Sendung, Ibrahim Atakli, wollte gestern vor dem Arbeitsgericht erreichen, daß er wieder bei Radio Bremen beschäftigt wird.

Hatte Atakli den Status eines freien Mitarbeiters, oder eher den

eines Arbeitnehmers? An dieser Frage will Arbeitsrichter Adolf Claussen entscheiden, ob er seine Tätigkeit beim Sender wieder aufnehmen darf oder nicht. Ataklis Arbeitsverhältnis ist nach dem Paragraphen 12a des Tarifvertrages zwischen Sender und Gewerkschaft geregelt: Atakli bekam zwar Weihnachts- und Urlaubsgeld, und der Sender bezahlte für ihn Beiträge zu Krankenkasse und Rentenversicherung. Aber: War Atakli an Dienstanweisungen gebunden, mußte er an Redaktionskonferenzen teilnehmen? Diese Fragen ließen sich gestern nicht eindeutig klären, sie soll beim nächsten Termin im Februar“ des kommenden Jahres erneut erörtert

werden. Dann werden Ataklis frühere Vorgesetzte vermutlich als Zeugen gehört.

Ein Arbeitsrechtsstreit wie viele andere? Der Anwalt des Senders machte gestern deutlich, daß er die politischen Hintergründe des Streits nicht vor Gericht erörtert sehen will. Bisher kann er mit dem Verlauf zufrieden sein. Aber noch steht ein brisanter Antrag Ataklis zur Diskussion: Er verlangt Einsicht in seine Personalakte. Dort seien Gesprächsprotokolle gelandet, die ein ehemaliger Mitarbeiter über ihn angefertigt habe. Dieser Mitarbeiter habe mit der türkischen Regierung zusammengearbeitet, die nicht wolle, daß Angehörige der kurdischen Minderheit wie

Atakli bei „Biz Bize“ zu hören sind.

Ataklis Aussprache des türkischen sei mangelhaft. So hatte Radio Bremen die Entlassung des kurdischen Mitarbeiters begründet. So unpolitisch er sein will, vor Gericht machte der Radio-Bremen-Anwalt gestern die Politik des Senders zur Kurdenproblematik klar: „In der Sendung sollte ausschließlich türkisch gesprochen werden ...die allgemein verständliche amtliche türkische Sprache und nicht Dialekte aus irgendwelchen Provinzen. ... Niemals waren Sendungen für Kurden ... geplant. Lange Zeit wußte niemand, daß Atakli der Volksgruppe der Kurden angehört.“

mw

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