: „Fruchtwaschanlage“ im Lebensmittelladen
■ Eine Lebensmittelfiliale in Wilmersdorf fälschte das Herkunftsland von Spargel Aus Südafrika wurde Argentinien / Bezirksamt verhängt Bußgeld
Ein Bußgeld von mindestens 1.000 Mark will das Bezirksamt Wilmersdorf gegen eine Lebensmittelfiliale verhängen, die Spargel aus Südafrika mit falscher Herkunftsbezeichnung verkauft hat. Die Ermittlungen seien abgeschlossen, teilte Bezirksfinanzstadtrat Reinecke (SPD) gestern mit. Jetzt würde die Firma noch angehört und dann endgültig über die Höhe des Bußgeldes entschieden.
Auf die Fälschung aufmerksam wurde der Preisprüfer des Bezirksamtes, der seit zwei Jahren durch die Wilmersdorfer Lebensmittelgeschäfte zieht, durch einen Hinweis des Bundesamtes für Ernährung. Das hatte in Erfahrung gebracht, daß eine Berliner Lebensmittelkette diese „Spargelwaschaktion“ gestartet hatte, um die Verbraucher zu täuschen. Produkte aus Südafrika verkaufen sich schlecht, und so wurde das Herkunftsland kurzerhand in Argentinien umgetauft.
Die Bezeichnung „RSA“ beispielsweise für „Republik Südafrika“, wie sie von vielen Läden verwandt wird, ist in Wilmersdorf nicht erlaubt. „Wir wollen nicht, daß das Herkunftsland Südafrika irgendwie verschleiert wird“, sagte gestern Finanzstadtrat Reinecke. Per Rundschreiben waren die Wilmersdorfer Geschäfte angewiesen worden, sich entsprechend zu verhalten. Das Wirtschaftsstrafgesetz sehe Bußgelder bis zu 50.000 Mark vor; er halte ein vierstellige Summe für angemessen, sagte Reinecke gestern.
Der taz war bereits vor einigen Wochen ein Fall bekannt geworden, wo eine „Bolle„-Filiale in der Rheinstraße großflächig Pampelmusen aus Zypern angepriesen hatte. Bei näherem Hinsehen auf das kleine Etikett stellte sich jedoch heraus, daß die Früchte ein „Produce of Swaziland“ waren. Einen Tag, nachdem die taz bei der Firmenleitung nachgefragt hatte, war das Schild „Zypern“ verschwunden und die Etiketten sichtbar abgeschnitten. Die Früchte kamen plötzlich von nirgendwo.
bf
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen