: Geldbußen für Apartheidgegner
■ Hausfriedensbruch-Prozeß gegen ITB-Demonstranten endete mit der Einstellung des Verfahrens gegen Zahlung von Geldbußen / Ein ehemals in Südafrika tätiger Zehlendorfer Pfarrer wurde als Zeuge gehört
Traumhafte Landschaft, Sandstrand, Sonnenuntergang und Safari. Mit diesem Bild präsentiert sich das Apartheidregime Südafrika alle Jahre wieder auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) unter dem Funkturm als exotisches Reiseparadies. Alle Jahre wieder weisen die Anti-Apartheid -Gruppen mit Protestaktionen darauf hin, daß mit diesen Bildern die Realität, wie Rassendiskriminierung, wahllose Verhaftung, Folterung und Ermordung von Kindern und Erwachsenen verschleiert wird. Ungehindert der fortwährenden Strafanzeigen der AMK wegen Hausfriedensbruch wird es diese Aktion auf der ITB solange gegen, bis Südafrika nicht mehr teilnehmen darf. Das wurde nicht erst jetzt vor dem Amtsgericht in einem Prozeß gegen neun ApartheidgegnerInnen klar.
Der Hausfriedensbruch-Prozeß gegen sieben Frauen und zwei Männer, die auf der diesjährigen ITB in einer Gruppe von 50 Menschen vor dem Südafrikastand demonstriert hatten, endete gestern mit Einstellung gegen 100 bzw. 200 Mark Geldbuße, zu zahlen an amnesty international. Die Angeklagten, die sich zu Beginn des Prozesses noch gegen eine Einstellung ausgesprochen hatten, hatten sich nach dreitägiger Verhandlung anders besonnen. Der Prozeß sei verschwendete Zeit und Energie: „Die nächste ITB steht vor der Tür. Wir können die Kraft besser für die Vorbereitung der Aktionen für die Messe verwenden“. Anders, so ein angeklagter 47jähriger Gynäkologe, wäre es gewesen, „wenn sich das Gericht dazu durchgerungen hätte, uns freizusprechen“. Er bezeichntete es als Skandal, daß eine Stadt wie Berlin, die vor 50 Jahren „Terrorzentrale“ war, Südafrika auf der ITB zuläßt.
Unter den Angeklagten befand sich auch die Ehefrau des Zehlendorfer Pfarrers Gottfried Kraatz, die mit ihrem Mann fünf Jahre in einem südafrikanischen Township tätig war. Kraatz war nach sechsmonatiger Inhaftierung 1986 mit seiner Familie des Landes verwiesen worden. Auf Antrag der Verteidigung wurde er gestern als Zeuge zum Einfluß des Tourismus auf die Rassendiskriminierung befragt. „Der Tourimus“ so Kraatz, „bringt Elend für die Schwarzen und Reichtum für die Weißen, weil er die Wirtschaft stärkt.“ Kraatz verwies darauf, daß viele Schwarzen-Organisationen einen Wirschaftsboykott forderten. Dadurch sei der Lebenstandard der Weißen bereits erheblich gesunken.
plu
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