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PKK-Hungerstreik

■ Eine Woche lang streikten Kurden in den Weserterassen

Genau eine Woche haben sie im Bürgerhaus Weserterassen gehungert: 15 kurdische Männer, eine kurdische und eine deutsche Frau. Auf der Abschlußveranstaltung am Sonntag abend saßen sie etwas abseits von den anderen am Tisch, den rechten Arm mit einer roten Binde verziert. Mit einer gemeinsamen Suppe beendeten sie ihr Solidaritätsfasten mit politischen Gefangenen in türkischen Haftanstalten. Deren Hungerstreik, unter den Bedingungen schärfsten Polizeiterrors in den Haftanstalten, dauert allerdings noch an. (vgl. taz vom 5. November, S.1)

Der Hungerstreik von rund 1.000 Gefangenen in den türkischen Gefängnissen sei von der Arbeiterpartei Kudistans (PKK) organisiert worden, sagte ein Sprecher der Hungerstreikenden. Die PKK sei auch im kurdischen Widerstand die einzige Kraft, die der türkischen Diktatur den entscheidenden, nämlich den bewaffneten Widerstand entgegensetze, in der Führung von Guerillatruppen in den kurdischen Bergen. Gefangene, die nicht der PKK, sondern anderen politschen Organisationen angehören, hätten sich der Aktion angschlossen, sagte der Sprecher.

Der Bremer Rechtsanwalt Eberhard Schultz berichtete am Sonntagabend über ein Strafverfahren, das die Bundesanwaltschaft gegen die PKK führt. 14 Mitglieder und Funktionäre der Organisation sitzen in den Hochsicherheitstrakten mehrerer deutscher Gefängnisse wegen Vergehens gegen den Paragraphen 129 a (kriminelle Vereinigung). Innerhalb der PKK, so die Anklage, soll es Spezialabteilungen für die Bestrafung von Abtrünnigen und von politischen Gegnern geben. Im einzelnen werden den PKK -Leuten mehrere Morde, versuchte Morde und Freiheitsberaubungen vorgeworfen.

Die Anklage gegen die PKK-Mitglieder beruht fast nur auf den umfangreichen Aussagen zweier „Kronzeugen“, die früher selbst der PKK angehörten. Schultz vermutet hinter dem Verfahren, für das die Bundesanwaltschaft bisher 40.000 Seiten Akten verbrachte, den langen Arm des türkischen Geheimdienstes MIT. Die deutschen Behörden hätten die PKK ausgeforscht soweit es ihnen möglich war. Diese Erkenntnisse würden im Rahmen der Nato-Zusammenarbeit auch dem türkischen Polizeistaat zur Verfügung stehen.

mw

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