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Mitstreiter Mandelas frei?

■ Neue Nahrung für Spekulationen um Mandelas baldige Freilassung / Fünf ANC-Führer, die mit Mandela verhaftet worden waren, sollen heute nacht aus der Haft entlassen werden

Kapstadt (taz/dpa) - Das „Mandela-Fieber“, wie in Südfafrika die jüngsten Spekulationen über die Freilassung des berühmten Symbols für den Widerstand gegen das Apartheid -Regime beschrieben werden, hat am Montag einen neuen Höhepunkt erreicht. Fünf prominente politische Gefangene, die vor 24 Jahren zusammen mit Nelson Mandela zu lebenlanger Haft verurteilt worden waren, sollen Montag nach oder Dienstag freigelassen werden. Ahmed Kathrada (59), Raymond Mhlaba (68), Walter Sisulu (76), Andrew Mlangeni (62) und Elias Motsoaledi (64) lebten seit ihrer Verurteilung 1964 zusammen mit Mandela auf der Gefängnisinsel Robben Island und seit 1982 im Pollsmoor Gefängnis bei Kapstadt. Nach dem Verbot des ANC hatten sie gemeinsam den militärischen Flügel des ANC „Umkhonto we Sizwe“ (Speer der Nation) gegründet und waren 1963 verhaftet worden.

Das Gerücht über die Freilassung der fünf Mitstreiter Mandelas stammt aus dem ANC-Hauptquartier in Lusaka. Damit bekamen die seit Tagen anhaltenden Spekulationen über eine Freilassung Mandelas neue Nahrung.

Das auflagenstarke regimenahe Wochenblatt 'Sunday Star‘ berichtete noch am Sonntag, der südafrikanische Nationalistenführer Nelson Mandela werde vor Weihnachten freigelassen. Die im selben Verlag erscheinende Mittagszeitung „The Star“ vermeldete dagegen am Montag, daß Mandela nach seinem Krankenhausaufenthalt wegen Tuberkulose demnächst wohl wieder ins Gefängnis zurückkehren müsse.

Beide Zeitungen beriefen sich bei diesen widersprüchlichen Angaben einmütig auf „hohe Regierungskreise“. Ungenannte Informanten konnten dem neuen Wochenmagazin „Vrye Weekblad“ für dessen erste Ausgabe sogar mitteilen, daß Mandela am 14. November auf freien Fuß komme.

In den Redaktionen werden Mandela-Porträts aus den Schubladen geholt und aufgearbeitet. Fortsetzung auf Seite 2

FORTSETZUNGEN VON SEITE 1

US-Fernsehgesellschaften ließen sich Chartermaschinen für den Flug von Johannesburg nach Kapstadt reservieren. Die luxuriöse Privatklinik Constantiaberg in Kapstadt, wo sich Mandela seit seiner Erkrankung Mitte August aufhält, ist in diesen Tagen das am häufigsten fotografierte Gebäude der Welt.

Die Frage, welchen Termin die Regierung für eine Freilassung des prominenten Gefangenen wählen werde, ist zum zentralen Thema hitziger Diskussionen in ganz Südafrika geworden. „Das wird ein Weihnachtsgeschenk“, vermuten die einen, doch andere halten dagegen, daß im Urlaubsmonat Dezember nicht genügend Sicherheitskräfte zur Verfügung stünden, um den erwarteten Jubel der schwarzen Massen unter Kontrolle zu halten.

„Nach den Präsidentschaftswahlen in den USA“, lautet eine häufig zu hörende Meinung, doch Zweifler glauben, daß die Regierung die Freilassung Mandelas groß herausstellen will und keinen Zeitpunkt wählt, in dem die Welt auf Washington blickt.

Die Spekulationen erhielten am Montag einen ersten Dämpfer, als Allan Boesak, Präsident des Weltbundes reformierter Kirchen, nach einem Besuch bei Mandela mitteilte, daß mit einer Freilassung „in nächster Zukunft“ nicht zu rechnen sei.

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