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Big Mac und der Wille Gottes

■ Der vielseitige John McEnroe brillierte bei den „Stuttgart Classics“ / Steeb und Jelen würdiger Ersatz

Berlin (taz) - Ein Einladungsturnier mit den besten Spielern der Welt hatte es eigentlich werden sollen. So jedenfalls war es von Ion Tiriac, dem Organisator der „Stuttgart Classics“, angekündigt worden. Aber dann hagelte es Absagen über Absagen. Das Fernbleiben der Schweden Wilander und Edberg steckte Tiriac noch mit einem Achselzucken weg, als dann aber Publikumsliebling Andre Agassi wegen Verletzung passen mußte, und zu guter Letzt auch noch Lokalmatador Boris Becker, rutschte dem bärbeißigen Rumänen doch das Herz in die Hose. „Gegen Gottes Willen kann man nichts machen“, sprach er resigniert und trug sich angesichts der Verletzungsepidemie im ProfiTennis mit dem Gedanken, „lieber eine Arztpraxis“ aufzumachen.

Durch die kurzfristigen Absagen wurden plötzlich die beiden bundesdeutschen Spieler Carl-Uwe Steeb und Eric Jelen zur Weltklasse befördert und waren darüber hochbeglückt. Steeb fühlte sich sogar verpflichtet, in einer Jeanshose a la Agassi aufzutreten, und eiferte dem Wegrücker auch spielerisch nach. Siege über Lendl und Mayotte brachten ihn ins Halbfinale, wo er gegen Gomes ausschied. Weniger Glück hatte Jelen, der Gomes und Connors besiegte, wegen der schlechteren Satzbilanz aber dennoch nicht ins Halbfinale kam. Absoluter Star des Turniers war jedoch John McEnroe. Wäre nur er gekommen und hätte in der Halle Aufschläge geübt, das Eintrittsgeld hätte sich trotzdem gelohnt. Mit zauberhaften Bällen und seiner immer variabler werdenden Mimik ließ er die gewonnenen Duelle mit Mayotte, Lendl und Steeb zu Leckerbissen des Tennissports geraten. Hochklassig auch sein Halbfinale gegen den ebenfalls in Topform spielenden Miloslav Mecir, das McEnroe, ständig im Zwist mit dem Schiedsrichter liegend, schließlich 7:5, 6:7, 3:6 verlor. „Der Referee habe „den Geist des Spieles“ kaputtgemacht, klagte er später, gab aber zu, das Mecir „heute einfach besser“ war. Das Finale Gomes - Mecir war bei Redaktionsschluß noch nicht beendet.

Matti

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