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Was ist eine Frau?

■ Betr.: "Für die Erfindung der Weiblichkeit", taz vom 10.11.88

betr.: „Für die Erfindung der Weiblichkeit“,

taz vom 10.11.88

(...) Es mag ja daran liegen, daß ich selber schreibe und deshalb nicht ganz so unbefangen mit Sprache um mich werfen kann, wie dies anderen möglich zu sein scheint. Aber ich hab's halt schon gern, wenn zwischen Worten und Inhalten eine gewisse Übereinstimmung besteht. So stolpere ich natürlich sofort über einen Satz, in dem von dem „Gefühl und der Erkenntnis“ ausgegangen wird, wonach niemand sagen könne, was eine Frau eigentlich sei. „Gefühl und Erkenntnis“ in einem Atemzug dahergeschwätzt, wie ich unterstellen muß -, schon dreht sich mir, wenn nicht der Magen, so doch, falls das denn ginge, das Köpfchen herum: das schlichte Eingeständnis eines Nichtwissens wird heutzutage schon Erkenntnis genannt.

Wir haben also erkannt, daß wir nicht wissen, was eine Frau ist. Statt dessen, so ist zu erfahren, existieren Bilder, in denen sich die bedauernswerten Frauen immer nur „partiell wiedererkennen“ können, „ein Stück“ von ihnen bleibt immer „draußen“. Schlimm. Noch schlimmer: die Bilder gleichen „Kästchen“, in die die „lebendige, individuell unverwechselbare Frau hineingesteckt wird“. Was nicht hineinpaßt und selbst gewaltsamem Pressen widersteht (wer preßt da eigentlich?), „rumort“ auf einem Abfallhaufen weiter, bis es sich endlich als „Funktionsstörung“ äußert ein Ausdruck der „Zerstückelung von Frauenidentität“, an dem Männern die Schuld zu geben, ausnahmsweise nicht empfohlen wird.

Dafür begegnen die Frauen ihrem Widersache wieder, wenn sie in den Spiegel schauen: „männliche Projektionen“ blicken ihnen da entgegen, ausgestattet mit der Macht, die Grenzen der „Vorstellung von Gleichheit zwischen Mann und Frau“ zu ziehen.

Ganz ausgerottet scheint sie hingegen noch nicht, die böse Gleichheit, denn spätestens angesichts der gräßlich männlichen Röcke und Jacketts von „Karrierefrauen“ steht das identitätszerstückelnde Gespenst wieder vor uns - solche Jacke-wie-Hose-Frauen jedenfalls, das wäre denn auch das einzig Klare, das ich dem Artikel entnehmen kann, soll eine im frauenbewegten Sinn identitätsbereicherte Frau nicht sein.

Wie dem auch sei. Was soll diese Etikettensucherei eigentich, um die es mir doch weit eher zu gehen scheint, als um die wirkliche Auseinandersetzung mit der eigenen Person, dem eigenen Leben gar. Eine Auseinandersetzung für die allemal alle Kästchen und Bilderrahmen zu eng wären. Und: Ist die „Verzweiflung der Frauen“, von der da pauschal die Rede ist, wirklich der „Strategie der Gleichheit“ geschuldet (wessen Strategie eigentlich?), gar nach dem Anblick jener „Sackgasse“ zustandegekommen, die, irgendwie, muß man wohl sagen, mit der „simplen Addition“ von sich verfehlenden Modellen von Differenzen zu tun hat, sexuellen Differenzen. Nein? So ist es nicht gemeint, na gut, ich gebe auf.

Gisela Haehnel, Köln 41

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