: Eduscho vor Gericht
■ Erfolg für die DAG in zwei Kündigungsschutz-Klagen / Neuer Prozeß gegen KAPOVAZ / Geschäftsführer droht mit Kündigungen
Mit Dutzenden von Klagen haben sich Eduscho und die Deutsche Angestellten Gewerkschaft (DAG) überhäuft, seitdem im vergangenen Jahr 63 MitarbeiterInnen der Versandabteilung auf Initiative der DAG einen Warnstreik durchgeführt hatten. Nachdem der Kaffee-Händler damals bereits die massenhaften fristlosen Kündigungen wieder zurückziehen mußte, gab das Arbeitsgericht jetzt auch noch in zwei Einzelentscheidungen der Gewerkschaft Recht.
Einem der beiden Eduscho-Mitarbeiter bleiben jedoch trotzdem die Werkstüren verschlossen. Denn das Unternehmen hatte sicherheitshalber eine zweite Kündigung für den Fall nachgeschoben, daß das Arbeitsgericht die erste zurückweisen würde.
Voll rehabilitiert wurde vor Gericht der Mitarbeiter des Eduscho-Werkschutzes, Hermann Peper. Er ist Mitglied des Betriebsrates. Obwohl dessen Vorsitzender Mohnke als Zeuge seinen Kollegen schwer belastete, wies das Gericht die Kündigung des DAG-Betriebsrates zurück. Die Arbeitsrichter konnten nicht erkennen, daß Peper gegen das Datenschutzgesetz verstoßen hatte, als er im Juni dieses Jahres dem DAG-Sekretär Frensel vom
Besuch einer Journalistin beim Unternehmens-Sprecher berichtete. Die Journalistin hatte zuvor an einer DAG -Pressekonferenz teilgenommen und notieren können, welche Eduscho-Mitarbeiter dort als Kronzeugen der gewerkschaftlichen Vorwürfe gegen die Kaffee-Firma aufgetreten waren.
Mit dem Abschluß der alten Kündigungsverfahren sind die gerichtlichen Auseinandersetzungen zwischen DAG und Eduscho jedoch keineswegs beendet. Erst vor kurzem reichten 39 MitarbeiterInnen der am 1. September im Familienkonzern neu gegründeten „Eduscho Versand GmbH“ Klage gegen eine Betriebsvereinbarung ein, mit der im „Non-Food„-Bereich die „kapazitätsorientierte variable Arbeitszeit“ (KAPOVAZ) eingeführt werden soll.
In der hauseigenen Zeitung „Eduscho - wir über uns“ drohte daraufhin der Geschäftsführer der neuen Firma, Lothar Rehmet, allen MitarbeiterInnen mit Kündigung falls die Klage Erfolg hat. „Wir sitzen hier alle in einem Boot“, schreibt er und stellt seine MitarbeiterInnen vor die Alternative: „Entweder wir bekommen es gemeinsam klar, oder wir gehen gemeinsam mit ihm unter und verlieren unseren Job.“
Ase
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