: Kohl setzt weiter auf Atomwaffen als Abschreckung gegen Ostblock
Hamburg (dpa/taz) - „Die neue Nachrüstungsdebatte beginnt mit dem heutigen Tag“, erklärte gestern die grüne Bundestagsabgeordnete Angelika Beer im Anschluß an die Rede von Kanzler Kohl und Nato-Generalsekretär Wörner vor der „Nordatlantischen Versammlung“ in Hamburg. Kohl und Wörner mahnten die Nato-Parlamentarier zur Vorsicht, da die Sowjetunion entgegen ihren Ankündigungen ihre offensive Strategie weiterhin aufrechterhalte und ihr Waffenarsenal modernisiere. Angesichts der fortgesetzten Aufrüstung brauche der Westen auch künftig ein „ausgewogenes Verhältnis“ zwischen atomaren und konventionellen Waffen, um eine glaubwürde Abschreckung aufrechterhalten zu können, sagte der Kanzler. Die Sowjetunion habe bisher die Modernisierung ihrer Waffensysteme nicht verlangsamt und verfüge über die Fähigkeit zu „raumgreifenden Operationen und zur Invasion“.
Wörner erklärte, daß die Nato bereit sei, auf allen Gebieten mit der Sowjetunion zu kooperieren. Der Westen müsse die Sowjetunion herausfordern, damit Moskau demonstriere, daß es an echten Verbesserungen der Beziehungen, Sicherheit und Stabilität interessiert sei. „Mit Sicherheit haben wir kein Interesse daran, die Sowjets scheitern zu sehen. Aber wir sollten in unserer Einschätzung nüchtern bleiben.“
Die Friedensbewegung hatte für gestern zu einer Demonstration gegen die Nato-Veranstaltung aufgerufen. Zu der Kundgebung erwarteten die Organisatoren rund 10.000 Menschen.
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