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Hurra, wir sterben nicht,...

■ ...jedenfalls noch nicht so bald / Ein Jahr nach der GesellschafterInnenkampagne: Wie gehts der taz? Drei Versprechen und was daraus geworden ist / Alles wird kleiner, sowohl Defizit, als auch Guthaben

Ein kleines Dankeschön für eine große Hilfe sollte sie sein, die Versammlung der taz-GesellschafterInnen am vergangenen Montag im Bremer Presseclub. Und über Geld wollten wir (fast) nicht reden. Nicht etwa, weil wir ein Jahr, nachdem die taz mangels Kasse beinahe eingegangen wäre, genug Geld hätten. Aber wir wollten wenigstens einen Abend einmal diejenigen nicht mit unseren Sorgen behelligen, die uns im

vergangenen Jahr erst das Überleben als Bremen-Lokal -Redaktion ermöglicht haben.

Wem ist diese Bremen-taz ein 1.000-Mark-Schein wert, hatten wir im vergangenen Herbst gefragt, und das Objekt unserer aufdringlichen Begierde waren 100 potentielle stille GesellschafterInnen. Versprechen konnten wir erstens eine steuermindernde Verlustzuweisung, zweitens ein weiteres Jahr Bremen-taz und

drittens das Bemühen, binnen dieser Zeit kostendeckend zu arbeiten. Pünktlich zum neuen Jahr knallten in der Redaktion einige Sektkorken, konnten wir erleichtert melden: Geschafft!!

Was ist aus unseren Versprechen geworden? Das erste zu erfüllen kostete unsere Geschäftsführerin Gitta Wegner und unseren Steuerberater viel Zeit, Arbeit und noch mehr Nerven, stellte zudem unsere GesellschafterInnen auf eine harte Geduldsprobe. Erst viel zu spät, in der vergangenen Woche, konnten die Verlustzuweisungen verschickt werden. Der Grund: 1987 war das erste Geschäftsjahr der eigenständigen taz-Bremen GmbH; zudem wechselte die Geschäftsführung zum 1.1.1988. Die Folge: Ein mittleres Chaos, das nur mühsam in den Griff zu bekommen war. Immerhin: Die Jahresbilanz

1987 steht jetzt, und unsere Geschäftsführerin Gitta Wegner verspricht: „Das wird nächstes Jahr besser.“

Auch das zweite Versprechen haben wir eingelöst. Die Bremen -taz hat sich behauptet, hat einige Neuerungen eingeführt; so zum Beispiel mit der Bunten ein weitere, zum Teil redaktionelle Seite. Der Service zum Wochenende, das Wochenprogramm, wurde umgestaltet, am Samstag wird auf einer Seite über „Verbrauchen und Erzeugen“ informiert. Die Gestaltung der Seiten wurde verbessert, die Zahl der Tippfehler dank den KorrekturleserInnen Achim Jaudas, Johanna Zirn und Manfred Niepötter, drastisch reduziert.

Die Arbeitsbelastung der einzelnen MitarbeiterInnen ist in diesem Jahr kostant, also zu hoch geblieben. Die Folgen des Raub

baus mit den eigenen Kräften ist uns in diesem Jahr bewußt geworden. Die Fluktuation vor allem in der Redaktion nahm unvorhergesehene Ausmaße an. Zum Ende des Jahres 1988 haben wir entschieden, daß es so nicht weiter gehen soll. Das kann nur heißen: Wir brauchen mehr Leute. Da zudem die arbeitsamtsfianzierten Umschüler im kommenden Jahr teilweise auf die taz-Gehaltsliste rücken, ist abesehbar: Unsere Kosten werden steigen.

Womit wir beim Punkt drei wären: Möglichst kostendeckend wollten wir Ende 1988 arbeiten. Ergebnis: Wir sind zwar noch nicht gesund, aber auch nicht mehr sterbenskrank. Das Anzeigenaufkommen ist sanft gestiegen, die Zahl der Abonnements ebenso. Kurz und fast gut: Unser monatliches Defizit ist von 12.000-15.000 Mark 1987 auf etwa 6.000 Mark gesunken. Trotzdem: Mit den Defiziten werden auch die Rücklagen immer kleiner. Mit weiteren 400

taz-LeserInnen, die sich ihre morgendliche Lektüre nicht mehr am Kiosk besorgen, sondern sich ins Haus bringen lassen, und wir sind aus den jetzt produzierten roten Zahlen heraus. Ein paar mehr InserentInnen, die die taz als interessantes Medium begreifen, und wir können auch die künftig steigenden Kosten abdecken.

Was wir noch gelernt haben: Einige Dinge, unsere Arbeitskräfte, auch unsere finanziellen Perspektiven besser einzuschätzen. Dieses Jahr können wir unser Überleben auf unbestimmte Dauer ankündigen, können uns und Ihnen den Ruf nach weiteren Gesellschaftereinlagen ersparen. Wer dennoch eine Einlage tätigen will: Wir freuen uns natürlich. Was wir uns dieses Jahr zu Weihnachten wünschen: Viele neue Abos. Zum Beispiel die zum Verschenken. Die kosten 50 Mark und haben schon aus mancher taz-GelegenheitsleserIn eine DauerabonenntIn gemacht.

Holger Bruns-Kösters

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