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Das Viertel und die Gummiwand

■ In Sachen Ostertor/Steintor: Ortsamtsleiter Heck läuft gegen senatoriale Gummiwand / Geschäftsleute reden von Bürgerwehr/ Sozialsenator verspricht, Worten Taten folgen zu lassen

„Es eskaliert. Die Lage hat sich sehr stark verschärft.“ Die Lage war die im Bremer Oster- und Steintor, und wem Susanne Urban, Vorsitzende der Einzelhändler-„Interessengemeinschaft Ostertor“ sie wiederum einschärfte, war der Sozialsenator Henning Scherf. Nach Anwohnerversammlungen, einer vor Empörung hallenden Beiratssitzung war die Bremer Pressekonferenz der xte Schauplatz des Versuchs, Scherf einen Handlungsbedarf dringlich klarzumachen, den er bis vor kurzem nicht wahrgenommen hatte.

Die Lage, das anerkannte jetzt auch Scherf, hat sich insofern verschärft, als viele Drogenabhängige zunehmend verelenden, die Beschaffungskriminalität zugenommen hat, weil Kinder Spritzen und eingebuddelte Heroinpäckchen auf den Spielplätzen finden und Junkies beim Spritzen beobachten. Die Empörung der Geschäftsleute über den Dreck vor ihren Ladeneingängen, über Kinder, die nach dem Einkauf aggressiv angebettelt werden und über Punks, die sich mit Hunden und Ghetto-Blastern das Sielwalleck als Wohnstube einrichten, hat erneut zu Rufen nach einer selbstschützerischen Bürgerwehr z.B. nach Amsterda

mer Vorbild geführt. Susanne Urban: „Das kommt schon immer wieder hoch“, wenn die Behörde keine Reaktion zeige. „Aber wir möchten es nicht.“

Über Forderungen, die die Geschäftsleute mit Viertelbürgermeister „Hucky“ Heck teilen (endlich Ersatz für die weggesparten Stellen der Drogenberatungsstelle, Kleidung und Duschmöglichkeiten für die Abhängi

gen, regelmäßige Streifengänge von Polizisten) möchten sie, daß der Spritzenautomat am Sielwalleck verschwindet, Spritzen soll es in der Bauernstraße oder in Apotheken geben, - vor allem aber verlangte Susanne Urban die „Dezentralisierung“ der Abhängigen, was Scherf mit „Vertreibung“ übersetzte. Dezentralisiert werden soll durch Drogenberatungsstellen in den Wohnvierteln der Abhängigen.

Viertelsbürgermeister Heck stöhnte über das senatoriale System „Gummiwand“: Verbale Eintracht, der keine Taten folgten. „Das grundlegende Problem ist die psycho-soziale Struktur der Abhängigen. Und das ist, verdammt nochmal, nicht billig zu machen.“ Die Langsamkeit, mit der die eh unzureichenden gestrichenen 3 1/4 Stellen der Drogenberatungsstelle wieder bewilligt worden seien, „das ist sowas, wo

man den ganzen Kram hinschmeißen möchte.“ Überhaupt seien die Jugendlichen-da ohne Lobby - kein Thema. Ein Beispiel: Nichtbesetzung der Stelle im Freizi Friesenstraße. Auch das geplante Wohnprojekt für arbeitslose Jugendliche, für das die Jugendzeitung „Klick“ schon ein Haus gekauft hat, werde von der Sozialbehörde verschleppt, weil die beantragten ABM -Stellen irgenwo sachbearbeiterversandet seien.

Scherf bestritt den Gummiwand-Vorwurf nach Kräften, im Falle des geplanten Cafes für Drogenprostituierte glaubhaft: Dessen Unterstüzung sei ihm sogar die Umgehung seines Drogenreferenten Pörksen wert gewesen. Außer „zig„-Stellen aus Rita Süßmuths Aids-Hilfefonds - evtl. 15 - versprach Scherf, der Deputation in Kürze ein auch stellenforderndes Konezpt vorzulegen. Schwerpunkte: : Mehr Straßensozialarbeit, Cafe für Drogenprostituierte, fachlich betreute Übernachtungsmöglichkeit für Abhängige (sleep-in), verstärkte Polizeipräsenz, „aber nicht Razzien, wie zu Diekmanns“ (des Polizeipräsidenten) „alten Zeiten.“

Uta Stolle

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