Kritik an „gewissen Mächten“

■ Die UdSSR und Indien sehen eine Verletzung des Genfer Afghanistan-Abkommens UNO-Generalsekretär Perez de Cuellar soll sich um einen inner-afghanischen Dialog bemühen

Neu Delhi (dpa/afp/taz) - Die Sowjetunion und Indien haben die Haltung der USA und Pakistans im Afghanistan-Konflikt scharf kritisiert, ohne die beiden Länder beim Namen zu nennen. In einer gemeinsamen Erklärung zum Abschluß des Gorbatschow-Besuchs heißt es, beide Regierungen „verurteilen die Obstruktionspolitik gewisser Mächte“, die das Afghanistan-Abkommen verletze. Außerdem fordern sie eine internationale Konferenz über die Einhaltung des Genfer Abkommens.

UNO-Generalsekretär Perez de Cuellar wird in dem Kommunique gedrängt, einen inner-afghanischen Dialog zur Errichtung einer Koalitionsregierung einzuleiten. Gorbatschow hatte Pakistan und die USA bereits am Samstag bezichtigt, sie wollten die Vereinbarungen über Afghanistan wieder rückgängig machen.

Anfang November hatte die UdSSR nach wiederholten Warnungen ihren Truppenabzug aus Afghanistan unterbrochen und Raketen vom Typ Scud-B nach Afghanistan verlegt. Der Führer der afghanischen Peshawar-Allianz, Rabbani, holte sich kurz darauf Rückhalt in Washington.

Am Samstag kündigte der Moskauer Regierungschef ein baldiges chinesisch-sowjetisches Gipfeltreffen an und versicherte, daß eine Annäherung zwischen Moskau und China nicht auf Kosten Indiens gehen würde. Sowohl Indien als auch die UdSSR versuchen zur Zeit, ihr Verhältnis zu China zu klären und Grenzstreitigkeiten zu lösen. Im Dezember wird der innenpolitisch angeschlagene Gandhi nach zwanzigjähriger Funkstille nach Peking reisen.

Gandhi und Gorbatschow, die während des dreitägigen Besuchs insgesamt sechs Stunden miteinander konferiert hatten, unterzeichneten am Morgen vor der Rückreise des Kremlchefs nach Moskau mehrere Abkommen über die wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit zwischen beiden Staaten. Danach wird die Sowjetunion in Südindien zwei Kernkraftwerke mit einer nominellen Leistung von jeweils 1.000 Megawatt bauen.

Der Kauf dieser Kraftwerke ist unter indischen Experten äußerst umstritten und kam offenbar auf Drängen Moskaus zustande. Indien erhält außerdem einen langfristigen Kredit über 400 Millionen Rubel zum Bau eines modernen Kohlekraftwerks.

sl