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Der zwanghafte Druck auf die Risiko-Taste

■ „You are the winner“, suggerieren die in allen Farben leuchtenden Spielautomaten, und der Weg von der Faszination zur Abhängigkeit ist oft nicht mehr weit / Spielsucht - (k)eine Krankheit? / 1.000 Spielhallen, 400 Süchtige und eine Dunkelziffer, die in die Tausende geht

Spielhallen sind in den vergangenen Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen. In Berlin gibt es über 1.000. „You are the winner“, suggerieren die elektronischen Töne aus blinkenden Spielautomaten den Besuchern dieser Höhlen, die zur Hölle werden können, wenn das „tilt“ erst einmal im Auge der Spieler erscheint. Dann hat die Sucht zugeschlagen, durch die nicht nur Portemonnaies'sondern auch menschliche Sinne geleert werden.

Spielsucht ist zwar offiziell noch nicht als Krankheit anerkannt, doch betroffen sind davon immer mehr. In vagen Schätzungen klaffen die Zahlen von 50.000 bis 500.000 auseinander. In Berlin suchten im vergangenen Jahr rund 400 Spielsüchtige, davon etwa zehn Prozent Frauen, Hilfe beim Caritasverband, der neben der Selbsthilfegruppe „Sekis“ als einzige soziale Einrichtung professionelle Beratung und Therapien, auf Wunsch auch anonym, für Spielsüchtige anbietet.

Neben Einzelbetreuung gibt es zwei gemischte Gesprächsgruppen und seit neuestem auch eine Frauengruppe. Gerade für Frauen sei es besonders schwer, ihre Spielsucht zuzugeben, erklärt Psychologin Gisela Bunk, denn die wenigsten Verwandten zeigen Verständnis für ihre Schwierigkeiten. Dabei sind es häufig Probleme in Ehe oder Familie, die Frauen in die Spielhallen treiben. Bei älteren Frauen ist es oft die Einsamkeit: Spielen als Zeitvertreib in einem Alltag, in dem die Zeit zur Qual wird. Und es sind insbesondere Rentnerinnen, die in Spielhallen ihre Tage verbringen und dort auch ihr Geld lassen, zum Teil mühsam erspartes.

Viele Spielsüchtige verdaddeln mit dem Druck auf die Risikotaste allerdings nicht nur ihre Sparbücher, sondern machen Schulden, nehmen Kredite auf und geraten nicht nur seelisch, sondern auch finanziell immer mehr in die Miesen. Schulden bis zu 30.000 Mark sind keine Seltenheit, und deshalb hat der Caritasverband auch eine Rechtsberatung in sein Angebot mit aufgenommen.

Bislang ist noch keine spezielle Altersgruppe von der Spielsucht betroffen. Von 18 bis 72 Jahre alten SpielerInnen ist in den Therapiegruppen alles vertreten. Doch bei der zunehmenden Arbeitslosigkeit seien besonders Jugendliche gefährdet. Neben allgemeinen Informationsveranstaltungen bietet die Caritas deshalb auch Aufklärung über Spielsucht in Schulen an.

Um nicht immer den Geldschluckern in Spielhöllen oder dem Daddelautomaten in der Eckkneipe zu unterliegen, können sich Spielsüchtige oder -gefährdete auch ins „Cafe Beispiellos“ in der Zille 109 in Charlottenburg begeben. Dort finden sie nicht nur Ansprechpartner und „Gleichgesinnte“, sondern auch Anregungen für eine glücksspielfreie Freizeit.

Annette Schmidt

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