piwik no script img

Kanada: 52. US-Staat?

■ Nach dem Sieg der kanadischen Konservativen wird der Freihandelsvertrag mit den USA in Kraft treten

Berlin/Ottawa (taz/ap) -US-Top-Manager mit geschäftlichen Interessen in Kanada konnten am Montag abend beruhigt schlafen gehen. Durch den Wahlsieg des konservativen Regierungschefs Brian Mulroney wird der umstrittene Freihandelsvertrag zwischen den USA und Kanada, der den Wahlkampf absolut beherrscht hatte, pünktlich zum 1. Januar 1989 in Kraft treten.

Dabei schnitt Mulroney sogar besser als erwartet ab. Seine Partei erhielt 43 Prozent und 170 der 295 Sitze, nur 33 weniger als zuvor. Die Liberalen, die gegen den Vertrag sind, konnten ihre Sitze mehr als verdoppeln (auf 84 bei 36 Prozent). Der ebenfalls vertragsfeindlichen Neuen Demokratischen Partei langten 18 Prozent für 41 Sitze (bisher 32).

Mit diesem Wahlergebnis beginnt erst die Hauptarbeit für die kanadischen UmweltschützerInnen und Gewerkschaften. In den kommenden zehn Jahren sollen zwar nur alle beiderseitigen Zölle und andere Handels- und Investitionshemmnisse abgebaut werden. Die wirtschaftliche Integration wird aber auch zur Angleichung vieler gesetzlicher Bestimmungen führen - zugunsten der jeweils billigsten, um Kanada als Standort attraktiv zu machen. Eine ganze Reihe von Großkonzernen auf beiden Seiten der Grenze hat bereits Schließungen, Verlagerungen und Neueröffnungen von Fabriken angedeutet. Um ein Prozent soll die kanadische Wirtschaft durch den Fortfall der Barrieren wachsen.

Der Markt in den USA ist zehnmal so groß wie in Kanada vor allem deswegen ist der „nationale Ausverkauf“ die große Befürchtung der Vertrags-GegnerInnen. Die zerstrittene Opposition hat es Mulroney leicht gemacht. Aber auch Kanadas Großunternehmer können zufrieden sein: Der zweitgrößte Staat der Erde ist jetzt nicht mehr das einzige Industrieland, das keinem Wirtschaftsblock angehört.

diba

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen