EINGESCHMUGGELTE WERKE

■ PaK! - Berliner Kunstinitiative in der Potsdamer Straße

Der erste Katalog der „Berliner Kunstinitiative Potsdamer Akademie kurz PaK!“ ist erschienen. Schon der gesucht zusammengesetzte Name samt seiner lautknallenden Abkürzung läßt ahnen, daß hier die Ironie mit Ernst betrieben wird.

Auf der FBK '86 zeigte PaK! ein Mosaik aus 750 weißen und goldenen Gipsrahmen, die den Namen „Potsdamer Akademie“ lesen ließen. Ihr sogenanntes „Propagandaobjekt“ illustrierte erstens die These, daß nicht der Inhalt, sondern der Rahmen das Kunstprodukt als solches definiert, trieb zweitens Propaganda für den eigenen Laden und demonstrierte drittens, wie sich die Kritik am Geschäft der Kunst artikulieren läßt, ohne auf das Machen zu verzichten.

Die Kunststudenten Michael Ilg, Gerhard Haug und Andreas Baumeier hatten sich '86 zusammengeschlossen, um von der Kunst mehr als die Ausbildung einer eigenen Handschrift zu lernen. Auf der Potsdamer Straße, in Haugs Wohnung, funktionierten sie ein bewohnerloses Zimmer mit Sofa und Kronleuchter zum Salon um. 13 Ausstellungen fanden statt, die sie zusammen mit den Künstlern aufbauten. Malerei, Farbkunst am kalten Büffet, Raum-Membranen, Siebdrucke, Kunst über Video, Kleinkunst aus der gesammelten Korrespondenz, Dada-Modellflugzeuge mit Schuhen am Fahrgestell und Weingläsern auf den Flügeln, Fotografien, Wandobjekte aus Cola-Dosen: die PaKler bleiben auf der Suche nach unverschlissenen Ausdrucksformen, auch wenn sie in ihrem Entdeckungseifer gelegentlich zu vergessen scheinen, daß in den letzten 30 Jahren schon andere vor ihnen die Idee verfolgten, Kunst könne nicht nur im Bildermalen bestehen.

Als Rückblick haben sie nun ihren ersten Katalog gestaltet, den die Künstler selbst finanziert haben und die Ausstellung „PaK! LEBT“ aufgebaut. Von den Zweifeln am Sinn künstlerischer Arbeit, von der Selbstzerstörung durch Kritik und vom letztendlich doch über die Kritik triumphierenden Werk zeugen Rysouke Kanumas „Ausradierte Bleistiftzeichnungen“: Über 1.780 Linien wurden gezogen und ausradiert. Weniger penibel und verbissen äußert Stephan Kraft seinen Kommentar zur Verklärung der Autorenschaft eines Werks: „Hommage an mich“ schreibt er auf eine Tafel, den Gestus der Hommage, mit dem oft der Unbekannte vom Bekannten ein Stück von dessen Bedeutung für sich reklamiert, ins Absurde steigernd. Im zweiten Teil der Arbeit nimmt er gleich die Bedenken vorweg und schreibt: „Das kann ich auch.“ Die Originalität des Malers tauscht Christoph Marek gegen serielle Dekorationsmuster von Tapeten und Pralinenpapieren ein. Mit Schablonen arbeitet auch Rothe -Erde in Serien von Fischen und Gummibärchen, als würde er für einen Kinderbuchwettbewerb üben. Von Originalitätskult und Innovationszwang distanziert er sich damit. Doch klammheimlich schleichen sich Blatt für Blatt die Kunstwerke weiter in den Salon ein.

KBM

„PaK! LEBT“ bis zum 6.1.'89 in der Potsdamer Straße 150, 3. Stock VH, Sa und So von 15-18Uhr.