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Kein großer Bahnhof für Schnellstraße

■ Der teure Südring-Ausbau bringt die Nord-Süd-Straße in Bedrängnis / Das Geld für die geplante S-Bahn-Verschwenkung fehlt Erste Folge: geplanter S-Bahnhof Kolonnenstraße wird kleiner / Aber auch der kleinere Bahnhof soll mitten ins Grüne gebaut werden

Wronski-Sprecher Adam hat es bestätigt. Der Südring, so Adam zur taz, genieße eine „etwas höhere Bewertung“, als der U -Bahn-Bau nach Lankwitz. Der öffentliche Druck vieler BIs, so schätzen Verkehrsexperten, läßt dem Senat keine Wahl. Rechtzeitig vor dem Wahltermin wird er wohl den baldigen Südring-Ausbau zwischen Sonnenallee und Westend ankündigen. Auf 500 Millionen Mark veranschlagt Wronski die Kosten des Wahlgeschenks. Genau damit, so lästern Eingeweihte, bringe der Senat eins seiner Lieblingsprojekte in Bedrängnis: die autobahnähnliche „Nord-Süd-Straße“, das Nachfolgeprojekt der Westtangente.

Um Platz für die sechs Spuren breite Schnellstraße zu schaffen, sollte nämlich nach der bisherigen Planung die Trasse der S-Bahn-Linie 2 (Lichtenrade-Frohnau) verschwenkt werden. Für 180 Millionen Mark wollte Wronski die Bahn nördlich des Bahnhofs Papestraße nach Westen führen, zur Wannseebahn. Der geplante S-Bahnhof Kolonnenstraße sollte dann beide Linien vereinen. Wird jetzt der Südring ausgebaut, reicht für die teure Verschwenkung das Geld bei weitem nicht, so heißt es jetzt im Bezirksamt Schöneberg. „Auf keinen Fall“ stehe die Verschwenkung in den nächsten Jahren an, das bestätigt auch Herbert Limann von der Senatsbauverwaltung. Weil Wronski die Nord-Süd-Straße noch in den nächsten Jahren bauen lassen will, aber auch auf den Südring nicht verzichten kann, denken Bau- und Verkehrsverwaltung über Alternativen nach.

Erste konkrete Folge: der S-Bahnhof Kolonnenstraße soll nun doch nur ein einfacher Haltepunkt werden, mit nur einem Bahnsteig. Der Baubeginn wurde außerdem von 1989 auf 1990 verschoben. Hintergrund: Ohne Verschwenkung auf die Wannseebahn ist ein großer Bahnhof an der Kolonnenstraße einfach überflüssig. Wenigstens in der ersten Ausbaustufe könnte es an der Kolonnenstraße bei einem Bahnsteig bleiben. Entsprechende „Überlegungen“ seiner Verwaltung sollen in den nächsten Tagen „festgeklopft“ werden. Der Senat reagiere damit auf zahllose Bürgereinsprüche gegen den Bahnhofs-Bau, versichert Limann. Ein großer Bahnhof samt zweier Bahnsteige hätte das Grün im Bahngraben vernichtet, fürchtete etwa die BI Westtangente. Ihr wird jedoch auch mit den neuen Bahnhofs -Plänen kein Dienst erwiesen. Auch der eine und einzige Bahnsteig „soll jetzt mitten ins Grün“ gesetzt werden, klagt Karl-Heinz Ludewig von der BI. Unzufrieden ist auch Schönebergs Baustadtrat Saager (SPD), der sich stets einen großen Bahnhof wünschte. Saager: „Diese Absicht des Senats liegt nicht im Interesse des Bezirks.“

Doch wohin mit der die Schnellstraße störenden S-Bahn? Zwei Ideen kursieren. Eher unwahrscheinlich sei eine Verschwenkung der Lichtenrader Bahn auf den Südring, heißt es. Die andere Idee: die Bahn verläuft doch parallel zur Nord-Süd-Straße, wenn auch auf neuer Trasse. „Ein Politikum“, meinen Senatsplaner. Die Kosten für die Schnellstraße würde das erst recht hochtreiben. Diese sanfte S-Bahn-Verschwenkung nämlich müßte der Senat zweifelsfrei aus dem Straßen-Etat bezahlen, nicht mit Mitteln für die S -Bahn.

hmt

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