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„Stimme“ bald stumm

■ Die DAB-Zeitschrift für In-und Ausländer/innen macht wohl zum Januar erstmal dicht / ABM-Verlängerungen ungewiß / DAB will „Konzept überprüfen“

Normalerweise zeigen nicht zur Redaktionen, SäzzerInnen und freie MitarbeiterInnen heftiges Interesse daran, daß ihre Zeitschrift Bestand hat - normalerweise teilen gerade die Herausgeber dieses Interesse ausdrücklich. „Leider wird die nächste Ausgabe unsere letzte sein“, stand lakonisch in der Novemberausgabe der „Stimme, Zeitschrift für In- und Ausländer/innen im Land Bremen“. Und das stimmt, so, auf jeden Fall. Denn die vier ABM-Stellen, die sich seit zwei Jahren eine Redakteurin, eine Grafikerin, eine Druckerin und eine Setzerin teilen, laufen Ende Dezember aus, und dieselben Personen werden sicher keine ABM-Verlängerung bekommen. Wenn aber die Stellen verlängert und neu vergeben würden, könnte ein neues Redaktions-Team auf die Beine gestellt werden - wenn

auch mit allen Problemen, die ein solcher Totalaustausch in einem Gewerbe, bei dem es auf Verbindungen ankommt bedeutet.

Zwei Jahre lang fungierte der DAB (Dachverband der Ausländer-Kultur-Vereine) als Herausgeber der „Stimme“ und bezahlte die Druckkosten - nicht immer hochbeglückt über die kritische Berichterstattung in der Zeitung, die sich nicht einfach als DAB-Sprachrohr verstehen wollte. Erst in der vorletzten Woche versuchte der DAB-Vorstand, der Redaktion kräftig ins Handwerk pfuschen: Er wollte einen Bericht über den Hungerstreik der kurdischen PKK aus dem Blatt kicken und nahm dafür in Kauf, daß ein Bogen der Zeitschrift neu gedruckt werden mußte und die Stimme eine Woche später erschien.

Auf Nachfrage erklärte die DAB-Geschäftsführerin, Gule Iltemis, gegenüber der taz: „Die ABM-Verlängerung ist ein Problem des Vorstands, und der wird am 9. Dezember neu gewählt.“ Sehr spät, erst vor zwei Wochen, ist überhaupt ein Antrag auf Verlängerung der ABM-Stellen gestellt worden dies bedeutet in jedem Fall erstmal einen Erscheinungsstop. Mit Honorarmitteln zu überbrücken, findet Iltemis zweischneidig: „Dann denken alle, es geht auch ohne Zuschüsse.“ Bis zum heutigen Tag jedenfalls gibt es im DAB noch keine ausgesprochene Strategie, was mit der Göre „Stimme“ passieren soll. Klar ist aber, daß das Konzept „neu diskutiert“ werden soll - „ein völlig selbstverständlicher Vorgang nach zwei Jahren“, wies Iltemis jeden Verdacht zurück, der Vorstand wolle möglicherweise auf

die vergangenen Konflikte mit einem gestrafften Konzept reagieren.

Schon vor Wochen haben die freien MitarbeiterInnen, die sämtlich ohne Honorare veröffentlichen, in einem Brief versucht, den Vorstand zu aktivieren und erklären als „nicht gerade des Herausgebers liebstes Kind“ auch in der November -Nummer „Mut und Lust, das Experiment weiterzumachen“. Sie sind bis heute ohne Antwort.

Ganz unverzagt beginnt derweil in der November-Nummer eine neue Serie über das Wahlrecht. Redakteurin Vera Kuenzer kommentiert die Querelen nur mit einem Satz: „Wir waren immer umstritten - aber das ist für eine Zeitung doch das Beste, was passieren kann. Alles andere wäre mir viel zu defensiv!“

S.P

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