: Gegen das Vergessen-betr.: "Unbesungene Helden", taz vom 21.11.88
betr.: „Unbesungene Helden“, taz vom 21.11.88
(...) Wenn Mehrheiten Geschichte schreiben, so las ich erst kürzlich treffend formuliert, kommt immer Geschichtsverfälschung heraus. In einer Zeit der Verdrängung, der Relativierung, der Jenninger der gute Deutsche-Kommentare, der wundersamen Vermehrung von Widerstandszellen- und Kämpfern in Kirche, Staat und Gesellschaft ist es geradezu zwingend, die Taten jener zu würdigen und ihnen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, die leider von der Mehrheit der Gesellschaft immer noch in die Ecke der „Vaterlandsverräter“ gedrängt - damals körperlich, heute geistig irgendwo verscharrt - in Vergessenheit geraten sollen.
Zur schonungslosen Aufarbeitung unserer Vergangenheit gehört deshalb auch, all die Verbrechen, die unter dem Begriff „Vaterlandsverräter“ eingestuft - Polizeimeister Steuch stellvertretend für die 40.000 Soldaten, die sich dem sinnlosen Morden durch Desertation entzogen haben und von der Nazi-Militärjustiz zum Tode verurteilt - aus der Versenkung der Geschichte herauszuholen. (...)
Karl Heinz Klaiber, Würzburg
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