: Pentagon soll Plessey gegen Siemens beistehen
■ Der britische Elektronikkonzern sucht Hilfe gegen die feindliche Übernahme
Berlin (taz) - Bei den Versuchen von Siemens, den Abstand zu Daimler zu verringern, könnte dem Münchner Elektronik -Konzern ausgerechnet das Pentagon in die Quere kommen. Wenn es nach den Wünschen von Plessey-Chef Stephen Walls geht, soll sich die US-Regierung in den Abwehrkampf des britischen Kommunikations- und Rüstungskonzern Plessey gegen Siemens und GEC einschalten.
Seit zwei Wochen versucht das Plessey-Management, der feindlichen Übernahme durch die beiden Elektronik-Konzerne zu entgehen. Mitte November hatten Siemens und die britische Firma General Electric den Aktionär Innen insgesamt 5,4 Milliarden Mark für ihre Plessey-Anteile geboten (taz vom 18.11.). Der Plessey-Vorstand hatte sofort abgelehnt. Am Dienstag beschrieb Stephen Walls, welche Möglichkeiten die Chefetage sieht, um unabhängig zu bleiben.
Zum einen soll die US-Regierung intervenieren. Plessey ist mit jährlich fast einer halben Milliarde Dollar einer der größten ausländischen Elektronik-Lieferanten für das Pentagon. Plessey ist auch Hauptauftragnehmer für ein zwei Milliarden Dollar schweres Kommunikationssystem für die U.S. -Air-Force und ist zudem am Bau des supergeheimen Stealth -Bombers beteiligt, weiß das 'Wall Street Journal‘.
In der Vergangenheit hat die US-Administration schon öfter Aufkäufe blockiert, weil sie Sicherheitslecks befürchtet im letzten Jahr zwang sie den japanischen Konzern Fujitsu, auf den Kauf des Halbleiter-Hersteller Fairchild zu verzichten, der jetzt immer noch französische Eigentümer hat.
Wahrscheinlicher, wenn auch teurer, ist eine andere Möglichkeit, dem Gebot zu entkommen. Als 1,7 Milliarden Mark schwere Perle im ansonsten nicht sonderlich profitablen Plessey-Konzern gilt eine Firma für Nachrichtentechnik, die Plessey zusammen mit GEC besitzt. Um sich die beiden Konkurrenten vom Hals zu halten, könnte Plessey seine Hälfte an der Firma verkaufen. Aber auch da hätte Siemens das Nachsehen: GEC hat das Vorkaufsrecht.
diba
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