: Nichts Konkretes weiß er nicht
■ Ex-Gesundheitssenator Herbert Brückner vor dem Untersuchungsausschuß: „Erörtern Sie das bitte mit Herrn Euler“ / Brückner hat der Vorlage eines Investitionsplans „einen so hohen Stellenwert nicht beigemessen“
„Wenn es notwendig ist, ist es sinnvoll. Ob es notwendig war, ist mir nicht bekannt.“ Solche und ähnlich allgemeine Redewendungen fallen Herbert Brückner immer wieder ein, wenn es im Parlamentarischen Untersuchungsausschuß konkret wird. Warum wurden die miserablen Hygieneverhältnisse an der St. -Jürgen-Straße nicht schleunigst verbessert? Das dauert halt seine Zeit, von der Erkenntnis bis zur Umsetzung, so
arbeitet nun mal Verwaltung und davon haben die Ausschußmitglieder offensichtlich keine Ahnung, meint der Ex -Senator.
Und warum hat es sich der Senator jahrelang immer wieder gefallen lassen, daß Investitionspläne für Geräteanschaffungen von Ex-Verwaltungschef Galla immer wieder verspätet und einmal gar nicht eingereicht hat? Die Anweisung solche Pläne zu erstellen, habe er erst als Senator
eingeführt, lobt sich Brückner erst einmal selbst. Außerdem habe die Behörde immer wieder gemahnt. Einmal habe er selbst mit Galla darüber gesprochen. Aber bei aller Kritik an der Leitung des Krankenhauses kann sich Brückner ein wenig Verständnis nicht verkneifen. 1981
seien die der Klinik gesetzlich zustehenden Gelder von 5.85 Millionen auf 2 Mio gekürzt worden. Mit diesem Geld sei vorausschauende Planung sowieso nicht mehr möglich gewesen. Ein Argument, das der Ausschußvorsitzende Andreas Lojewski so nicht stehen lassen möchte: „Besonders bei
einschneidenden Kürzungen muß doch genau geplant werden“, wundert er sich über Brückners Haltung.
Aber wie das nun alles ganz genau war, kann dieser Ex -Senator dem Ausschuß so genau sowieso nicht sagen. Die Einzelheiten möge der Ausschuß doch bitte
schön mit seinem ehemaligen Senatsdirektor Euler erörtern. „Ich war kein Fachmann für die Anschaffung medizinischer Geräte, sondern Senator.“
Aber Brückner war nicht nur Senator, er war auch Vorsitzender einer Arbeitsgruppe, die den Neubau der Frauenklinik begleitete. Der Ausschuß wollte darauf achten, daß der Neubau möglichst funktional wird, und daß auch Kunst in dem Gebäude ihren Platz findet. „Ich dachte, Sie würden ausnahmsweise mal was gab konkretes sagen“, kommentiert Lojewslki resignierend. Um eigentlich Naheliegendes hat sich dieser Ausschuß jedenfalls nach Brückner nicht gekümmert: Um die Ausstattung der Klinik mit medizinischem Gerät. Die Planungsliste, die bereits 1984 vorliegen sollte, gab es immer noch nicht, als der Brückner-Bau-Ausschuß sich 1986 zum letzten Mal traf. „Ich habe der Liste einen so hohen Stellenwert nicht zugemessen“, sagt Brückner heute. Hätte er aber. Der Landesrechnungshof rügte 1988 unter anderem, daß die Büroausstattung für drei Diensträume für Sekretärinnen 36.867,69 gekostet hat, obwohl die Richtlinien lediglich 5.100 Mark vorsehen.
Holger Bruns-Kösters
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